Rührend retro
Sein Blick richtete sich stets nach vorn. «Ich lebe keine Sekunde in der Vergangenheit», betonte Harry Kupfer 2002, anlässlich seines Abschieds von der Komischen Oper, im Gespräch mit dem Berliner «Tagesspiegel». 21 Jahre hatte er da an der Spitze des Hauses gestanden, länger sogar, als es dem Gründer Walter Felsenstein vergönnt war. «Und doch kommt es mir vor, als hätte ich erst gestern hier angefangen», so Kupfer seinerzeit. «Ich muss wohl vergessen haben, alt zu werden.»
Im August wird der Regisseur seinen 84. Geburtstag feiern.
Nachdem es in den 2000er-Jahren stiller um ihn geworden war, spielt er spätestens seit seinem gefeierten Salzburger «Rosenkavalier» von 2014 wieder ganz oben mit. Er hat in München und Frankfurt inszeniert, gleich zweimal an der Berliner Staatsoper – und nun, nach fast 17 Jahren, als Gast auch an «seiner» Komischen Oper, auf Einladung von Barrie Kosky. Dessen Arbeiten schätzt er – im Gegensatz zu denjenigen seines direkten Nachfolgers Andreas Homoki.
Weil Kupfer kein Freund des Rückspiegels ist, hielt er sich beim Wiedersehen an ein Motto des Schlagersängers Howard Carpendale: «Ich sag’ einfach: Hello again». Und dem Stadtmagazin «Tip» gegenüber ...
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Opernwelt Mai 2019
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Frederik Hanssen
Am Ende, als die Kinder erdolcht sind, das Feuer erloschen, steht sie wieder alleine da: die Ausgestoßene. Selten war das Schwarz der Hinterbühne so erbarmungslos und leer wie in den letzten Takten dieser «Medea» am Essener Aalto-Theater: «Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.»
Die antike Sage erzählt von der Flucht Jasons und Medeas, des griechischen...
«Ein Schiff wird kommen», sang weiland Lale Andersen in Sehnsucht nach dem einen, «den ich so lieb’ wie keinen». Einen solchen erträumt sich ja auch Senta in Wagners «Fliegendem Holländer»; in Aron Stiehls Inszenierung an der Wiener Volksoper kommt er allerdings ohne Schiff, dafür quasi als Wiedergänger von Caspar David Friedrichs Wanderer. Man sieht ihn bereits...
Frau Takala, es ist frühmorgens um sieben, die Met ruft an und bittet Sie, am selben Abend die Königin der Nacht zu singen. Sagen Sie zu?
Ich könnte das machen, aber vielleicht nicht in New York; der Flug ist zu lang. In München hingegen wäre es denkbar. Grundsätzlich hängt meine Entscheidung davon ab, welche Partien ich parallel singe. Ist es beispielsweise etwas...
