Reines Glück
Es war der Abend des Orchesters. Kaum je hat man die Philharmoniker der Hansestadt in einer derart bestechenden Verfassung gehört. Diese fein abschattierten dynamischen Nuancen, diese lebendige Artikulation, diese plastisch ausgeformten Spannungsbögen, diese in jedem Moment überzeugenden Tempi von einem oft atemraubenden, dabei mit äußerster Präzision ausgeführten Agitato – all das sorgte für einen außergewöhnlichen Lübecker Opernabend.
Am Pult stand – das Theater hatte sich diesen Luxus erlaubt – ein gastweise verpflichteter Könner: Christoph Spering, der jetzt mit der «Armide» in Lübeck «Gluck pur» servierte und den Beweis antrat, dass man auch ein modernes Orchester auf die Spielweise alter Musik einstimmen kann. Überzeugend der durchweg schlanke Klang, der niemals die Stimmen zudeckte (eine Gefahr, die in Lübeck des Öfteren zu beobachten ist). Auch die großen, kraftvollen Steigerungen – das Finale des ersten Akts etwa oder die Beschwörung des Hasses – klangen nie plakativ. Und die tonmalerischen Passagen wie die Begleitung zu Renauds Schlummerarie, zu den zauberhaften Szenen der Schäferin im zweiten und des Lustgeistes im fünften Akt rankten sich gleichsam um den Gesang.
Sper ...
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Opernwelt April 2014
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Gerhart Asche
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