Postmoderner Histoschinken
Der Wunsch, von den Visionen wie Zumutungen des Regietheaters endlich verschont zu werden, scheint groß zu sein. Anders lässt sich der rauschende Publikumserfolg der einfallslos-sterilen Inszenierung von Verdis früher Oper «Giovanna d’Arco» durch das Videoduo fettFilm in Bonn nicht erklären.
Momme Hinrichs und Torge Møller verorten die Geschichte der Jeanne d’Arc, wie Verdis Librettist Temistocle Solera sie sich aus Schillers romantischer Tragödie zusammengestoppelt hat, auf einer steil ansteigenden, von zwei monumentalen Portalen gerahmten Freitreppe und bespielen diese wuchtige Einheitsszenerie mit surrealen Videoanimationen – Bildern, die gefällig anzusehen sind, aber nirgendwo übers kitschig Dekorative (wie die für Giovanna aufblühenden Rosen) hinauszielen, gar Tiefenschichten der Handlung erschließen.
Aufs Regieführen haben die beiden bei ihrer ersten eigenen Operninszenierung gleich ganz verzichtet. Die Chormassen sind meist zu statischen Tableaus auf den Treppenstufen eingefroren, die Hauptfiguren mit Händeringen, Arme ausbreiten, Gestikulieren und Schulterklopfen aus dem abgestandensten Opernfundus unbeholfen sich selbst überlassen. Gewiss macht Verdis reichlich ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Uwe Schweikert
Frau Schneiderman, 1984 wechselten Sie von Heidelberg nach Stuttgart.
Ja, im Herbst vor genau 30 Jahren. Meine erste Rolle hier war die Cenerentola.
Welche Bedeutung hat das Ensemble für Sie?
Wenn man sich für eine Stadt entschieden hat, dann ist das Ensemble enorm wichtig. Es ist eben anders als bei einem Gastspiel, bei dem es zwar temporär zu einer familiären...
In Gottes Namen? Ständig schleicht einer an diesem Abend chez Gluck im Theater an der Wien über die Bühne, in schwarzem Outfit und Priesterkollar wie ein perfider Militärpfaffe, lauernd, mit bösem Lächeln, eingeschlossen in den Bleirahmen höflicher Gefährlichkeit. Stets trägt er Handschuhe – um keine Spuren zu hinterlassen? Denn es obliegen ihm die notwendigen...
Mist. Es weihnachtet schon wieder. Nicht, dass ich diese Jahreszeit nicht mag. Nur ist für uns Sänger jetzt sozusagen rush hour. Früher hieß Weihnachten für mich vor allem, «Messias» singen. «Messias», «Messias», «Messias», bis zum Abwinken. Ich wette, meine deutschen Kollegen würden dasselbe über das «Weihnachtsoratorium» sagen. Bloß der Satz wäre viel länger.
Als...
