Pavlo Tolstoy (Doman); Foto: Bartek Barczyk
Polens Atlantis
Im Jahr 1919 wurde der polnische Staat von den Siegermächten wiederhergestellt und mit einem Korridor zur Ostsee versehen. Als fünf Jahre darauf Feliks Nowowiejskis «Legenda Bałtyku» (Baltische Legende) in der nun wieder Poznań genannten Stadt über die Bühne ging, feierten nationalkonservative Kreise das Stück, in dem das versunkene Vineta beschworen wird, als «Symbol unserer maritimen Bestrebungen».
Kritische Intellektuelle machten sich über diese Deutung lustig; sie behaupteten, es handele sich lediglich um eine Bearbeitung der deutschsprachigen Oper «Der Kompass», die in Deutschland nie aufgeführt und vom Autor deswegen, nämlich aus Rache, in eine polnische Nationaloper verwandelt worden sei. Tatsächlich unterhielt der aus Ostpreußen stammende Feliks Nowowiejski enge Kontakte zu Berlin, hatte dort studiert, sein weltweit erfolgreiches Oratorium «Quo vadis» komponiert, diverse Preise gewonnen und ab 1914 sogar Militärkapellen geleitet. Eine Gedenktafel im Stadtteil Moabit erinnert noch heute an seinen langjährigen Wohnort. 1918 kehrte er nach Poznań zurück. Der polnische Vater war ihm fortan wichtiger als die deutsche Mutter. Mit Bearbeitungen von Volksliedern aus Warmien, dem ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Volker Tarnow
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