Permer Perspektiven
Im Unterschied zu Europa nimmt Russland die Zahl der an Corona Erkrankten und der Todesfälle nicht zur Kenntnis. Die Theater spielen schon lange wieder vor halb besetzten Häusern, und die Zuschauerinnen und Zuschauer tragen schon lange keine Masken mehr, ohne sich dafür zu schämen.
Während des Lockdowns waren die Streamingangebote für die Opernfans die größte Freude. Und das wichtigste Ereignis für mich war eine solche Übertragung aus einem leeren Saal.
Wagners «Parsifal» in der Inszenierung von Kirill Serebrennikov und Philippe Jordan (Wiener Staatsoper) öffnete die alte Wunde, die an Russlands Körper seit Stalins Tod schwärt. Die KGB-Leute bleiben die wichtigsten Menschen im Land. Das Gefängnis als Form der äußersten Unfreiheit ist zum geräumigsten Symbol unserer Zeit geworden. Alle Ereignisse, die der Regisseur furchtlos auf die Bühne bringt (inklusive des Videomaterials einer aufgegebenen Kirche) treffen uns mitten ins Herz. Umso überzeugender ist Elīna Garanča in der Rolle der Kundry, die direkt und indirekt mit allen Gefängnisfiguren in Kontakt tritt.
Außerdem brachte Serebrennikov im Gogol-Zentrum das Musikstück «Ein Mensch ohne Namen» auf die Bühne, das dem hervorragenden ...
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Umfrage Kritikerstatements, Seite 119
von Alexej Parin («Echo Moskau», Moskau)
Die dritte Welle der Pandemie scheint überstanden. Man blickt zurück. «À la recherche du temps perdu»? Nein, eine «verlorene Zeit» ist es nicht gewesen. Es war eine Zeit des Innehaltens, eine Zeit zum Ordnen von Eindrücken, zum Überdenken von Positionen, auch eine Zeit des In-Frage-Stellens. Was ist haften geblieben von den Eindrücken, wie Oper unter erschwerten...
Frühling 2019: Die nächste Spielzeit der Pariser Oper wird bekanntgegeben. Auf dem Programm steht ein neuer, von Calixto Bieito inszenierter «Ring», als Abschiedsgeschenk für Musikdirektor Philippe Jordan, der genauso wie Intendant Stéphane Lissner 2021 aus dem Amt scheidet. «Rheingold» und «Walküre» sollen im Frühling 2020 erklingen, «Siegfried» und...
Ach, wie war es doch vordem / mit den Listen so bequem... Aber nichts ist mehr so, wie es einmal war, also auch nicht die übliche standardisierte Saison-Benotung aus Sichten, Einordnen, Nominieren, Zusammenzählen, Küren von Siegerinnen und Siegern.
Andererseits war ja auch nicht «nichts» in diesen verseuchten Monaten! Im Gegenteil: Man streamte und war plötzlich...