Perfektionistische Eleganz

Zum Tod der Dirigenten Jeffrey Tate und Jiři Bělohlávek

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Sir Jeffrey Tate wurde 1943 im englischen Salisbury geboren. In seinem ersten Leben studierte er in Cambridge Medizin und wurde Facharzt für Augenheilkunde. Trotz einer schweren angeborenen Behinderung entschloss er sich danach noch zu einem umfassenden Musikstudium und wurde Dirigent. Die körperlichen Voraussetzungen  für eine Karriere als Pultstar schienen denkbar ungünstig – zeitweise musste Tate im Rollstuhl auftreten. Seine hohe Begabung, seine unermüdliche Energie setzten sich dennoch durch. Tate wurde Assistent von Karajan in Salzburg und Levine an der Metropolitan Opera.

1976 assistierte er Pierre Boulez beim Bayreuther «Jahrhundertring». Leider kam es nicht zu einem Dirigat bei den Bayreuther Festspielen – Tates Wagnerauffassung hätte sich dort eventuell in beträchtlicherem Maße als stilbildend auswirken können. Mehr und mehr trat er dann aber doch mit eigenen Opernaufführungen und Studioaufnahmen in Erscheinung, wobei er Strauss, Wagner, Mozart und französisches Repertoire bevorzugte. Sein Markenzeichen waren eine elegante, klare Zeichengebung und Sinn für «natürliche», fließende Tempogestaltung. Sänger und Instrumentalsolisten schätzten ihn als sensiblen Begleiter. Bei ...

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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Hans-Klaus Jungheinrich

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