Ortsfremd

Henze: Phaedra Halle / Oper

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Wenn nur das Glied nicht wäre, das da mit bacchantischer Heiterkeit über einer Feuertonne gegrillt wird. Überhaupt Hippolyts Kastration, die Artemis im Zuge der «Gliederrenke» an ihm vornimmt, die umgeschnallten Silikonbrüste. Das gehört zu diesen Dingen, die «keiner sehen will». Eine Henze-Oper, das ist eigentlich schon schwer genug. In der dritten Vorstellung von «Phaedra» ist der Saal nur halb voll.  

Manchmal gibt es gute Gründe, Dinge zu zeigen, die keiner sehen will.

Dass die Göttin Artemis – als Countertenor geschlechtlich zweideutig – Hippolyt nach seinem Tod wie Frankenstein neu zusammensetzt, ist Teil des Stücks; dass sie den Königssohn dabei wie Gott nach ihrem Ebenbilde formt, ebenfalls plausibel. Und der zweite Akt enthält musikalisch gerade genug skurrile Heiterkeit für diese grelle Travestie.

Schade nur, wenn Oberflächenreize den Zugang zu einem Werk und einer intelligenten Produktion verstellen – durch falsches Maß oder eine fehlplatzierte Ästhetik. Ein Grund für die Ablehnung des Castorf-«Rings» war die Verpflanzung der Berliner Volksbühnen-Optik nach Bayreuth. Der Blick, den Florian Lutz auf Henzes spätes Stück wirft, scheint eher auf Szeneviertel einer Großstadt ...

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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Wiebke Roloff

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56. Jahrgang, Nr 5
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