Oper, wie das Leben so spielt

Mailand, Mozart: Don Giovanni

Opernwelt - Logo

In der Oper geht es zu wie im wirklichen Leben: Die meisten lügen, dass sich die Balken biegen, die wichtigen Dinge geschehen hinter den Kulissen, wer Dreck am Stecken hat, verbirgt den Stecken, und die Intriganten handeln ganz selbstlos in höherem Interesse.
Der Berliner Staatsopernintendant Peter Mussbach hat das in seiner Mailänder «Don Giovanni»-Inszenierung, die er dann ans eigene Haus holen wird, wohl begriffen. Er befragt die Situationen nach ihrer inneren Wahrheit und zeigt, oft provokativ, was dahinter steckt (oder stecken könnte).

Nicht immer ist in der Dialektik von Sex und Gewalt die Frau die Unterlegene – gleich in der Eingangsszene liegt Don Giovanni auf dem Rücken, und seine Verführungskünste haben Donna Anna wild gemacht, die über ihm kniet. Wenn die dann ihrem Don Ottavio erzählt, wie sie fast vergewaltigt worden wäre, sind die Beschönigungen handgreiflich – und trotzdem entlarvt, weil Donna Anna in ihrem Zorn auch ihren Verlobten gewaltsam bedrängt. Carmela Remigio, die die Partie landauf, landab singt, leider bisweilen schleppt und mit den Koloraturen Probleme hat, liefert eine hinreißende Charakterstudie. Oder wenn Zerline (Veronica Cangemi im Tanzkleidchen) ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2006
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Dietmar Polaczek

Vergriffen
Weitere Beiträge
Editorial

Komische Oper Berlin, ein Sonntagnachmittag im November. Intendant Andreas Homoki hat zu einer Uraufführung geladen – und das Haus ist bis auf den letzten Platz belegt. Das gefühlte Durchschnittsalter des ­Publikums liegt irgendwo zwischen sechs und zwölf. Auch das Team, das hier eine neue «Pinocchio»-Oper des italienischen Komponisten Pierangelo Valtinoni...

Last but not least

Noch bis in den Oktober hinein schmückten Brecht-Aphorismen das Foyer des Berliner Admiralspalastes – im königsblauen Layout der Deutschen Bank, die dort Brandauer-Campinos «Dreigroschenoper» sponsorte. Man mag da an Karl Kraus’ Ausspruch denken, dass ein Dichter vor nichts größere Angst haben müsse als davor, dass seine Stücke zu Klassikern erhoben würden. Doch...

Kühle Wende

Für Kent Nagano, den Japaner aus Kalifornien, bedeutet die Hochschätzung der kulturellen Tradition Münchens, des Musik- und Opernerbes, kein wohlfeiles Kompliment an den neuen Wirkungsort, sondern eine künstlerische Notwendigkeit, zu der er sich jüngst euphorisch bekannte. Und dennoch hat Nagano für seine Einstands­premiere an der Bayerischen Staatsoper, was die...