Musicien français

Impressionistische Strukturen: ein Gruß an Claude Debussy anlässlich seines 100. Todestages

Opernwelt - Logo

In einem von der Material­ästhetik getränkten Komponistenporträt aus den 1980er-Jahren heißt es lapidar: «Nein, Claude Debussy war kein Impressionist.» Eine Beurteilung, die im Gefolge der Serialisten einseitig den Ästheten der clarté und der mathématiques musicales hervorhob. Im Umkreis von Pierre Boulez wurde Debussy so gesehen, besonders mit spröd-konstruktivistischen späten Orchesterstücken wie «Jeux» und (dem nicht mehr von ihm selbst orchestrierten) «Khamma».

Die «impressionistische» Gegenposition nimmt am luzidesten das «Prélude à l’après-midi d’un faune» ein, ein zweifellos malerisch-atmosphärisch inspiriertes Stück von suggestiver Stimmungshaftigkeit. Doch in den meisten Kompositionen Debussys scheint gerade der Doppelcharakter von Ausdruck und Intonation bestimmend: die unauflösbare Verbindung von Sensualismus und kompositorischer Rationalität. Hell und dunkel in ihrem changierenden Neben- und Ineinander. Das Augenblicks-hafte der scheinbar unverbundenen Klangpointillismen und der sicher planende Zugriff des ingenieurhaft operierenden Kompositionstechnikers.

Das gilt auch für den Vokalkomponisten. Richard Strauss (einer Generation zugehörig, die noch ganz in Kategorien ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2018
Rubrik: Magazin, Seite 74
von Hans-Klaus Jungheinrich

Weitere Beiträge
Schmerzfiguren

Schwarzes Dunkel. Tödliche Stille, nur durchbrochen von katarrhalischem Ventilatorenatem. Und dann, wie aus dem Nichts, dieses knappe, punktierte Motiv, die Solobratsche spielt es. So leise, dass man es kaum vernimmt. Und so bruchstückhaft, dass es zur Melodie sich partout nicht fügen will. Wie eine Floskel, die nach mehr sucht, es aber nicht findet, klingt diese...

Apropos... Heimatgefühle

Frau Cargill, in einem Brief an Ihre Eltern riet Ihre High School von einer musikalischen Laufbahn dringend ab. Das muss Sie ziemlich verunsichert haben?
Besonders ermutigt hat man mich dort wirklich nicht. Genauer gesagt, gar nicht! Auch meine Fachschaftsleitung am Konservatorium in Glasgow hatte wenig Vertrauen. Aber wir Schotten sind ja sehr stur (lacht). Mich...

Urgewaltig

Vielleicht ist es kein Zufall, dass für Simon Estes der Holländer zu einer Art Schlüsselfigur wurde. Als Claus Helmut Drese den Bassbariton 1976 in das Zürcher Ensemble holte, lag sein Europa-Debüt an der Deutschen Oper Berlin bereits elf Jahre zurück. Ein künstlerisches Zuhause war dem in Iowa aufgewachsenen Sohn eines Bergmanns und Enkel eines Großvaters, der...