Multiple Identität
Sie hatte mehrere Namen, hieß Stella Goldschlag und Stella Kübler-Isaaksohn, am Ende ihres Lebens auch Ingrid Gärtner (Foto). Eine Frau, die in ihren multiplen Identitäten untertauchte, deren Geschichte wohl auch deshalb heute nur wenige kennen. Dabei wirft ihre Biografie Licht auf eine weniger bekannte Facette des Holocaust: Selbst im Nazireich war die tödliche Linie zwischen deutschen Tätern und jüdischen Opfern nicht immer eindeutig gezogen. Es gab Graustufen, die sich dem unmittelbaren Verständnis entziehen.
Stella Goldschlag, selbst jüdischer Abstammung, verriet ab 1943 als sogenannte «Greiferin» in Berlin mehrere hundert versteckt lebende Juden an die Gestapo und verhaftete sie teilweise auch selbst – die Ausgelieferten erwartete der Tod im Konzentrationslager. Nach dem Krieg wurde sie vom sowjetischen Militärtribunal verurteilt, saß zehn Jahre im Gefängnis, stand in West-Berlin erneut vor Gericht, trat zum Christentum über, bezeichnete sich selbst als Antisemitin – und nahm sich 1994 in Freiburg im Alter von 72 Jahren durch einen Sprung aus dem Fenster das Leben.
Ihr Fall ist wieder in die Schlagzeilen gekommen – aber nicht, weil Peter Lund (Buch) und Wolfgang Böhmer ...
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Opernwelt Mai 2019
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Udo Badelt
Der Weg zu den Strahlen der Sonne führt über eine kleine Brücke. Ein Bächlein, forellenfrei vermutlich, fließt leise murmelnd darunter hinweg. Abendstimmung. In der Ferne erhebt sich die Silhouette eines gigantischen Rundbaus, der anmutet wie ein auf die Erde gestürzter, noch schnell geschliffener Meteorit, bewacht nur von winzigen Wolkenballen und einem...
Dass im Musiktheater Alt auf Neu trifft, ist wahrlich keine neue Erfindung. Ob zuletzt in Saarbrücken, bei einer Medea-Symbiose von Werken Luigi Cherubinis und Iannis Xenakis’ (siehe OW 3/2019), oder in Brüssel mit der Wiedererweckung von Frankensteins Monster durch den amerikanischen Komponisten Mark Grey (siehe Seite 37) – überall begegnen uns auf den Bühnen...
Keine Aneinanderreihung von «Duetten und cavatine usw. usw.» hatte Verdi mit «La forza del destino» im Sinn, sondern eine «Oper der Absichten». Wenn allerdings mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann die größten Stars der Szene antreten, können die Absichten schon mal untergehen. Aficionados sollen in London auf dem Schwarzmarkt mehrere tausend Pfund für eine Karte...
