Mit den Augen der Musik
Wenn Eimuntas Nekrosius in Vilnius zur Opernpremiere lädt, ist das für Litauen ein nationales Ereignis. Ursprünglich war sein «Otello» zum 90-jährigen Jubiläum der ersten stehenden Opern-Kompagnie des Landes geplant. Das Debakel seiner «Faust»-Inszenierung an der Mailänder Scala, wofür nicht zuletzt der Streik des Opernchores verantwortlich gemacht wird, stürzte den 58-jährigen Regie-Schamanen jedoch in eine Krise.
Intendant Gintautas Kevisas sah es als Ehrensache an, den bereits engagierten italienischen Dirigenten auszuzahlen und die Premiere unter finanziellen Opfern um vier Monate zu verschieben. Dabei hat das Haus seit 2009 eine 25-prozentige Subventionskürzung zu verkraften. «Ich wollte die bestmögliche Produktion unter den bestmöglichen Bedingungen», rechtfertigt sich der diplomierte Konzertpianist. Den verschlossenen Starregisseur konnte er zu seiner zweiten Opern-Inszenierung nach der «Walküre» 2007 in seiner Heimat ohnehin nur überreden, weil beide seit dem gemeinsamen Wehrdienst in der Roten Armee Freunde sind. Die 1200 Premierengäste erhoben sich denn auch in dem Moment von den Plätzen, als Nekrosius zum Applaus erschien. Der so Gefeierte hielt die Ovationen allerdings ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Boris Kehrmann
Karol Szymanowskis Oper «Król Roger» (1926) ist ein extrem vielschichtiges Werk: Die drei Akte spiegeln die Symbiose byzantinischer, arabischer und griechisch-antiker Elemente im Sizilien König Rogers II. (1. Hälfte 12. Jh.). Die Handlung (sofern man bei dem oratorienhaft statischen Stück von Handlung sprechen kann) folgt den «Bakchen» des Euripides, der Antagonist...
Eine knappe Woche vor dem großen Tag fiel die Entscheidung. Kein Anruf bei den Agenturen, keine Fahndung nach einem prominenten Ersatz für die an Lungenentzündung erkrankte Vesselina Kasarova; stattdessen ein Gespräch mit der zum Ensemble gehörenden Mezzosopranistin Tara Erraught. Ein Risiko, gerade im nach Namen lechzenden München: Erraught, die 24-jährige Irin,...
Engelbert Humperdinck, gewöhnlich auf vorweihnachtliche Aufführungen von «Hänsel und Gretel» reduziert, hatte ein enges, aber keineswegs einfaches Verhältnis zum Märchen. Das zeigt allein die Frage, welchem Genre sich seine entsprechenden Arbeiten zuordnen lassen. So werden «Die sieben Geislein» in ihrer Besetzung für Kinderchor, Sopran- und Bass-Solo mit...
