Gianluca Falaschi; Foto: Promo/SWR
Lust auf Drag
Selbstkritik ist angebracht. Schenken Kritiker dem, was mit dem unschönen deutschen Begriff «Ausstattung» umrissen ist, auf der Bühne wirklich genug Aufmerksamkeit? Setzt man den Namen des Kostümbildners nicht oft irgendwo in Klammern, allein um der lieben Vollständigkeit willen? Womöglich hat das auch etwas mit der vorherrschenden Theaterästhetik der vergangenen Jahrzehnte im deutschsprachigen Raum zu tun. Mit Konventionen.
Plötzlich kommt dann einer wie Gianluca Falaschi, und man denkt: Wow! Was geht denn hier ab? Da bevölkern Figuren die Bühne, deren Kleider eine so fantastische Opulenz der Farben und Formen aufweisen, dass dem Betrachter Assoziationen an die Pracht des Barocktheaters förmlich aufgezwungen werden. In dieser Sphäre fühlt sich der Costumista aus Rom besonders heimisch. Man muss nur seine Entwürfe für Produktionen wie «Alcina» (Theater Basel) oder «Armide» (Staatstheater Mainz) in der vergangenen Spielzeit betrachten, um die französische oder italienische Bühne des 17. bzw. 18. Jahrhunderts als mannigfachen Inspirationsquell zu erkennen. In zeitgenössischen Figurinen wie jener des LeKain in Voltaires «Mahomet» wird zum Beispiel sehr schön deutlich, wie dieser ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Bilanz, Seite 128
von Alexander Dick
58. Jahrgang, Jahrbuch 2017
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Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
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