Kühle Perfektion

Olga Peretyatko singt russische Arien und Lieder

Opernwelt - Logo

Mit Ausnahme der unglücklichen Marfa in Nikolai Rimsky-Korsakows «Zarenbraut» hat Olga Peretyatko bisher hauptsächlich Partien des italienischen Opernrepertoires interpretiert. Auf ihrer neuesten, vierten CD stellt sie sich erstmals mit russischen Arien und Liedern vor – für westliche Hörer, wenn man von Sergej Rachmaninows unverwüstlichem Bravourstück «Vocalise» einmal absieht, durchweg Raritäten.

Reizvoll ist die Begegnung auch, weil Peretyatkos leicht und mühelos geführter, am Belcanto-Ideal geschulter Koloratursopran ganz ohne die klanglichen Härten auskommt, die slawische Sängerinnen oft hören lassen.

Den Anfang macht die Kavatine der Ljudmila aus Michail Glinkas Zauberoper «Ruslan und Ljudmila», in der Peretyatkos Höhe manchmal etwas schrill klingt. Ideal passen ihr gläsernes Timbre und der kühle, fast passive Ausdruck zu den im Zentrum des Programms stehenden Arien aus Rimsky-Korsakows «Snegurotschka», «Sadko», «Zarenbraut» und «Der goldene Hahn» – Stücke von exotischem Reiz, deren oft unbequeme, da chromatisch verhakte Stimmführung sie mit makelloser Intonation und virtuoser Koloraturtechnik bewältigt. Man muss bis zu Antonina Neshdanowas Einspielung aus dem Jahr 1910 ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Uwe Schweikert

Vergriffen
Weitere Beiträge
Männerfantasien

Elf Jahre leitete Dagmar Schlingmann als Intendantin die Geschicke des Saarländischen Staatstheaters, eine überdurchschnittlich lange Zeitspanne für Häuser jeder Größenordnung, Indiz zudem für eine erfolgreiche Tätigkeit – mit guter Publikumsresonanz, was angesichts der ewigen Finanznöte im kleinsten deutschen Flächenbundesland nicht unerheblich ist. Als...

Krachende Gaudi

Der Titel einer vor drei Jahren im Verlag Königshausen & Neumann erschienenen Essaysammlung über die «große, komische Oper» des Magdeburger Kapellmeisters trifft die Sache auf den Punkt: «Das ungeliebte Frühwerk». Gewiss, von Zeit zu Zeit tauchte das durch Wilhelm Heinses libertäres «Ardinghello»-Utopia und Shakespeares «Maß für Maß» inspirierte «Liebesverbot» in...

Mängelwesen

Am schönsten gesungen (nämlich: gesungen!) wird am Anfang – in einem fragwürdigen Etablissement des späten 19. Jahrhunderts. Dieter Richters Einheitsraum taugt als Habitat für die kranke Familie Wotan ebenso wie für leichte, Absinth trinkende Rheinmädchen. Und so leicht, wunderbar gemischt, wie selbstverständlich beieinander betören Anke Krabbe, Maria Kataeva und...