Kopftheater
Kitsch, lässt Pascal Mercier in «Nachtzug nach Lissabon» seinen Goldschmied der Worte, Amadeu Prado, formulieren, sei das tückischste aller Gefängnisse. Denn die Gitterstäbe seien mit dem Gold vereinfachter, unwirklicher Gefühle verkleidet, sodass man sie für Säulen eines Palasts halte. Unwirkliche, geborgte Gefühle sind auch das «Arbeitsmaterial» des egozentrischen Schriftstellers Gregor Mittenhofer in Hans Werner Henzes «Elegie für junge Liebende».
Er leiht sie sich etwa von der leicht verrückten Witwe Hilda Mack (koloraturrabiat: Laura Aikin), die seit vier Jahrzehnten auf die Rückkehr ihres am Berg verschollenen Verlobten wartet.
Mittenhofers Sprache atmet Klimt’schen Goldglanz. Zugleich scheint sie in ihrer Künstlichkeit vernutzt (was die Librettisten WH Auden und Chester Kallman wohl beabsichtigt haben). Kein Zufall, dass man an «Jedermann» denkt – changiert das Klima des Stücks doch zwischen Hofmannsthal und Luis Trenker. Genau dies scheint Keith Warner bei seiner Inszenierung im Theater an der Wien auch aufs Korn genommen zu haben. Wobei er Ironie nicht direkt verschießt, sondern subtil zwischen die Zeilen sickern lässt. Es Devlins Bühne verzerrt Alltagsgerät vom ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Gerhard Persché
Im Jahr 2017 werden zwei welthistorische Umwälzungen gefeiert: die Reformation und die russische Oktoberrevolution. Deren Führer, wahre XXL-Alpha-Tiere, Luther wie Lenin, wurden entsprechend kontrovers beurteilt: als messianische Befreier aus dem Joch von Papismus bzw. Zarismus, aber auch als Urheber erheblichen Unheils. War während des Kommunismus Lenin die...
Opern hat er kaum dirigiert. «Zauberflöte», «Entführung», «Fidelio», «Euryanthe», «Eugen Onegin», «Pelléas et Mélisande» – das war’s. Dennoch ist Herbert Blomstedt zutiefst geprägt von der vokalen Tradition. Sein Studium der Chorleitung und der Besuch einer Kantorenklasse bewirkten in Verbindung mit Schwedens Chortradition, dass ihm in jungen Jahren der Gesang als...
alpha
02.07. – 11.00 Uhr
Gergiev dirigiert Schostakowitsch
Im Rahmen der großen Retrospektive der Werke von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), die alle 15 Symphonien und sechs Instrumentalkonzerte sowie ein dokumentarisches Porträt von Reiner E. Moritz umfasst.
arte
02.07. – 18.25 Uhr
Juan Diego Flórez & Friends in Concert for Sinfonía por El Perú
Der Startenor...
