In Nahost nichts Neues
Am Ende gibt es Kusshände fürs Publikum. Jens-Daniel Herzog wirft sie auch jenen zu, die laute Buhs in Richtung Bühne brüllen, zeigen sie doch, dass er mit seiner Inszenierung zumindest wieder eine Reaktion erzwingen konnte bei seinen Dortmundern. Nach sieben Jahren Opernintendanz wechselt Herzog zur kommenden Spielzeit ans Staatstheater Nürnberg. Was von ihm im Gedächtnis bleiben soll, formuliert er in einer Sonderbeilage drastisch-deftig: «Kein Opernscheiß.» Bloß keine Inszenierung um ihrer selbst willen, kein museales Kostümtheater, keine Konvention.
All das gibt es auch in dieser «Nabucco»-Deutung nicht. Herzog ersetzt Schwerter durch Kalaschnikows, göttliche Blitzschläge durch Bomben und verlegt die biblische Handlung in den Nahen Osten der 1970er-Jahre. Als Inspiration dient ihm dabei das längste Geiseldrama der Geschichte (1979-1981 in der US-Botschaft in Teheran). Die von religiösem Fanatismus durchtränkten Konflikte des Bühnenwerks sind hier auf die islamische Revolution im Iran bezogen, auf den Wandel einer brüchigen, aber toleranten Gesellschaft zum fundamentalistischen Gewaltregime.
Zu den festlichen Bläserfanfaren der Ouvertüre haben sich israelische (oder ...
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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Thilo Braun
So machen’s nicht alle, aber viele. Und natürlich nicht nur Frauen, weswegen der Titel «Così fan tutte» als genderpolitisch heikel gilt. Aber auch «Così fan tutti» würde nicht jede(n) befriedigen, ist doch das «i», das für alle Menschen steht, männlich. Eine Diskussion darüber wäre freilich heute obsolet, denn «Così» spiegelt, wie der Regisseur Joachim Herz einmal...
Zum ersten Mal wurde in Russland eine Oper von Jean Baptiste Lully aufgeführt. Und weder Kritiker noch Publikum waren erstaunt, dass dieses Ereignis nicht in einer der beiden Opernhauptstädte stattfand, sondern in Perm, im Reich Teodor Currentzis’ (als Koproduktion mit der Opéra Royal du Château de Versailles). Dort haben schon Peter Sellars und Robert Wilson...
59. Jahrgang, Nr 5
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