In Flügelschuhen
Ein Stimmwechsel sei auch bei einer Frau möglich, kalauerte einmal der österreichische Kabarettist Maxi Böhm – wenn sie nämlich dem Tenor den Laufpass gebe und sich dem Bariton zuwende ... Auf der Bühne läuft es indes meist umgekehrt; da fliegen die Herzen den Tenören zu, während die Baritone der Handlung das Gift von Eifersucht und Mordlust einträufeln.
So richtig fies tun sie das allerdings erst bei Verdi – wo Posa und Simon Boccanegra eher Ausnahmen darstellen, während in der Regel Typen wie Jago, Carlo di Calatrava oder Conte di Luna «die Brunnen vergiften», wie es im Theaterjargon heißt. Bei Rossini hingegen ist der Bariton ein weites Land und die charakterliche Streuung dieser Figuren ambivalent, da gibt es Vielfältiges von wahren Schurken wie dem brutalen Herzog von Ordow in «Torvaldo e Dorliska» oder dem Usurpator Assur in «Semiramide» über verzweifelte Väter (etwa jenen Ninettas in der «Diebischen Elster») und reuige Sünder bis hin zum pfiffigen Freund und Helfer. Für letzteren steht der Figaro aus dem «Barbiere» quasi Modell oder, wie in diesem Album, des Prinzen Kammerdiener Dandini in «La Cenerentola». Diese Stimmlage ist in Rossinis Aschenbrödel-Geschichte aber auch ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 36
von Gerhard Persché
Im Liedgesang ist das vokale Gender Crossing noch immer die Ausnahme. Die Geschlechtergrenzen scheinen wenig durchlässig, Schuberts «Schöne Müllerin» und seine «Winterreise», Schumanns «Dichterliebe» so unbestritten männliches Territorium wie Wagners «Wesendonck-Lieder» oder Strauss’ «Vier letzte Lieder» autochthone Sopran-Domäne. Sängerinnen wie Lotte Lehmann,...
Mit seinem «Pierrot Lunaire» hat Schönberg der Musik des 20. Jahrhunderts ganz neue Ausdrucksbereiche eröffnet, zugleich aber mit der Erfindung einer «Sprechstimme» die Interpreten vor das Problem gestellt, weder zu rezitieren noch zu singen, sondern die Noten «unter guter Berücksichtigung der vorgezeichneten Tonhöhen in eine Sprechmelodie umzuwandeln»....
Herr Nitsch, es sind immer wieder Parallelen gezogen worden zwischen dem Werk Richard Wagners und Ihrer eigenen Aktionskunst: beispielsweise die Verschmelzung mehrere Kunstformen, die Mehrtägigkeit der Aufführungen wie beim «Ring», die Faszination für die griechische Tragödie, für Ritual und Mythos. Wie würden Sie selbst Ihr Verhältnis zu Wagner beschreiben?
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