Imbroglio

Beethoven: Fidelio
Hamburg | Staatsoper

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Im heutigen Opernbetrieb ist es nicht mehr leicht, Regisseure zu finden, die für Sensation sorgen oder zumindest für einen Skandal. Für einen ehrenvollen, versteht sich! Für den neuen Hamburger «Fidelio» setzte Intendant George Delnon auf eine andere Lösung: Er hat das Stück selber in Szene gesetzt, als Bebilderung vager Ideen über das Werk, mit einem auf den Vorhang projizierten Leitgedanken: «Ich hatte einen Traum. Es war ein Alptraum. Ich wachte auf und alles war in Ordnung.

» Es ist der Satz eines Offiziers aus Heiner Müllers «Kentauren», für den das System der Staatssicherheit zu einem Teil seines Wesens wurde. Eine politische Allusion, die im Ungefähren der Andeutung, der flotten Assoziation bleibt.

Erst nach diesem «Denkanstoß» hebt Kent Nagano den Taktstock, aber nicht zur «Fidelio»-Ouvertüre, sondern zur dritten Leonoren-Ouvertüre, die, wie aus einem im Programmheft zitierten «Fidelio»-skeptischen Text von Günther Anders zu erfahren ist, durch die Botschaft der Oper verwässert wird. Widerspricht die Kunstgattung Oper, fragt Anders, nicht der «Botschaft» dieser Oper? Es ist eine jener typischen rhetorischen Fragen, mit denen Dramaturgen das kritische Bewusstsein zu fördern ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Jürgen Kesting

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