Im Hier und Heute

«Alles Liebe» von Misha Cvijović und Philipp Amelungsen

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Ende Oktober 2025: Nach zwei Jahren kreativem Schreibprozess beginnen nun endlich die szenischen Proben unserer Uraufführung am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Eine neue Operette schreiben zu dürfen, ist für uns als Autorin und Autor – als Komponistin und Librettist – ein riesiges Geschenk mit Schleife.

Philipp hegt schon lange diesen queeren Walzertraum, der mit großer Liebe zum Genre versucht, die dramaturgischen Konventionen der Operette zeitgenössisch zu übersetzen; mit Travestie wie Verkehrung modern umzugehen und die herrlich verworfenen Knallchargen zum Gernhaben im Hier und Heute neu zu interpretieren.

«Alles Liebe» erzählt von einer windigen Bürgermeisterin in der hessischen Provinz, die versucht, mit Fördergeldern für Diversität die klamme Kasse der Kommune zu sanieren. Ein Christopher Street Day als Pilotprojekt soll frische Millionen bringen und für das bunte Landleben werben. Doch die real existierenden Queers sind sämtlich gar nicht so schillernd, wie es sich die Politikerin herbeiphantasiert, sondern ziemlich durchschnittlich – mit ganz eigenen Problemen. Trotzdem sind sie als Community gefragt und gefordert: Der populistische Konkurrent der Bürgermeisterin ...

ZUKUNFTSMUSIK

Das «unmögliche Kunstwerk» Oper lebt, allen Unkenrufen zum Trotz. Als Beleg mögen abseits der Pflege des kanonischen Repertoires auch und vor allem jene Stücke dienen, die sich mit der Tradition der Gattung auseinandersetzen, dabei aber neue Wege beschreiten. Um solche Werke des Musiktheaters soll es in dieser Rubrik gehen: um Uraufführungen, in denen neue Narrative kreiert werden und die Form selbst auf dem Prüfstand steht, zugleich aber auch jene Rezeption befragt wird, die sich mit der Wiederholung überlieferter Deutungsmuster begnügt. Zu Wort kommen Komponistinnen und Komponisten, Dramaturginnen und Dramaturgen sowie Dirigentinnen und Dirigenten.

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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Misha Cvijović, Philipp Amelungsen

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