Im Focus der Ausgabe April 2011
Das Leichte ist oft das Schwerste. Der britische Komponist Mark-Anthony Turnage und sein Librettist Richard Thomas nahmen sich die Tragödie des Models Anna Nicole Smith vor – und legten ihr Auftragswerk für Covent Garden als «schwarze Komödie» an. Richard Jones lieferte knallbunte Showbilder dazu. Groteskes Revuetheater zwischen Sex und Sensationen. Christof Loys «Fledermaus»-Adaption in Frankfurt dagegen spürt der verborgenen Dialektik von Melancholie und Champagnerlaune nach.
In Strauss’ Operettenintrigenstadel entdeckt er lauter unsichere Kandidaten und liebenswürdig scheiternde Existenzen.
In Brüssel stellt Hartmut Haenchen mit einem kammermusikalisch transparenten «Parsifal» einmal mehr unter Beweis, dass er zu den wichtigsten Wagner-Dirigenten unserer Zeit zählt. Claus Guth klopft das Bühnenweihfestspiel in Barcelona auf psychopathologische Subtexte ab. Elena Mosuc debütiert als Norma an der Zürcher Oper, eingefasst von Robert Wilsons magischen Lichträumen. Leipzig erinnert an das «Deutsche Miserere» von Dessau und Brecht. Neue Wege am Teatro Real in Madrid: Meyerbeers «Hugenotten», ungewohnt vollständig, und eine Uraufführung: «La página en blanco» von Pilar Jurado, der ...
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Opernwelt April 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Stephan Mösch, Albrecht Thiemann
Die Opera North ist inzwischen die einzige britische Kompanie außerhalb Londons, die es richtig macht: Sie hat zwar kein eigenes Ensemble, besetzt die Rollen jedoch aus einem Pool von Künstlern, die dem Publikum bekannt sind. Außerdem hat sie ein breit gefächertes Repertoire inklusive neuer Werke auf dem Spielplan und verpflichtet größtenteils anerkannte...
Tschaikowskys «Eugen Onegin» verlangt eine genaue Kenntnis der sozialen, psychologischen, gesellschaftlichen und politischen Lebensbedingungen der Menschen um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Russland. Verloren in den Weiten eines unendlichen Landes, Rückständigkeit bei der anderswo rasch sich entwickelnden Industrialisierung, Sehnsucht nach einer fernen Welt...
Claus Guth hat seinen Grundansatz in letzter Zeit kaum variiert. Missbrauch, Dekadenz oder mentale Instabilitäten waren Leitmotive seiner Inszenierungen. Wer da an was oder wem litt, wurde in aller Deutlichkeit vorgeführt. Nun, beim neuen «Parsifal» in Barcelona, findet sich zwar wieder das bekannte großbürgerliche Ambiente. Doch aufs bekannte Guth-Schema lässt...