Idylle und Gewalt

Frankfurt, Rimsky-Korsakow: Die Zarenbraut

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Der Opernkomponist Nikolai Rimsky-Korsakow muss zumindest hierzulande immer noch abbüßen, dass er den Werken seines genialeren Jugendfreundes Mus­sorg­sky mit geschönter Instrumentation meinte aufhelfen zu müssen. Dabei hat Rimsky durchaus Eigenes zu bieten, so die in jüngster Zeit mehrfach gespielte anti­zaristische Märchensatire «Der goldene Hahn» oder die jetzt in Frankfurt ausgegrabene «Zarenbraut». Die 1899 uraufgeführte Oper, deren Libretto auf ein historisches Sujet zurückgeht, hat selbst in der Rimsky-Literatur einen schlechten Leumund.

Sie gilt als missglückt, da zu lyrisch im Tonfall und zu undramatisch im Ablauf  – Merkmale, die die Frankfurter Aufführung als eine szenisch wie musikalisch bewusst intendierte Strategie des Ausweichens aufgreift.
Gewiss: Rimsky-Korsakow hat die zur Zeit Iwans des Schrecklichen spielende Handlung auf den emotionalen Konflikt einer Intrigen- und Eifersuchtstragödie gestutzt, das Drama, anders als Mussorgsky, ganz der Kantabilität des Gesangs übertragen und sich damit auch formal dem westlichen Opernmodell angenähert. Dennoch ist der melodische Tonfall russisch eingefärbt und das nicht nur in den folkloristisch getönten Chö­ren. Gerade sie hat ...

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Opernwelt Dezember 2006
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Uwe Schweikert

Vergriffen
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