Hunger nach Macht
Sie gilt als eine der machtgierigsten Frauen des alten Rom: Iulia Agrippina, Tochter des Germanicus. Ein Skandal schon die Heirat mit ihrem Onkel, dem Kaiser Claudius, der die Ehe per Dekret legitimieren ließ. Um ihre Position am römischen Hof zu stärken, soll sie einige Male sogar Gift zur Hand genommen haben. Alle Mittel schienen ihr recht, um Nero, ihren Sohn aus erster Ehe, zu Claudius’ Nachfolger zu machen. Sympathisch ist Agrippina nicht – doch umso besser geeignet als Opernfigur.
Kardinal Vincenzo Grimani schuf aus den Legenden um die historische Agrippina ein bitterböses Libretto, in dem es kaum Identifikationsfiguren gibt, so dicht ist das Netz aus Lügen und Intrigen an diesem römischen Hof des Jahres 54 n. Chr. Um 1708/09 komponierte der damals 24-jährige Georg Friedrich Händel eine Oper auf diesen Text, der – oft durchaus komödiantisch – prototypische Strukturen der Macht entlarvt.
Insofern wundert es nicht, dass Regisseur Robert Carsen im Theater an der Wien «Agrippina» aus dem historischen Kontext herauslöst und das Stück stattdessen zur bissigen Parabel auf gegenwärtige Machtmanifestationen formt. Dementsprechend kalt ist das Ambiente von Ausstatter Gideon Davey: Die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Panorama, Seite 58
von Reinhard Kager
JUBILARE
Ingeborg Hallstein kam 1936 in München zur Welt und erhielt ersten Gesangsunterricht bei ihrer Mutter, der Sopranistin und Gesangspädagogin Elisabeth Hallstein. Nach weiterem Gesangs- und Schauspielunterricht debütierte sie 1958 in Passau als Musette in Puccinis «La Bohème». Es folgten Engagements am Theater Basel und am Münchner Gärtnerplatztheater, bevor...
Ärgert es Sie eigentlich, wenn Sie immer wieder auf den «Freischütz»-Film angesprochen werden?
Vor einem Jahr habe ich entschieden, dass ich nicht mehr selbst darauf hinweise, weil ich mich ja nicht immer auf meine Anfänge berufen muss. Prompt wurde ich nicht mehr darauf angesprochen – bis jetzt! Der Film war einfach ein großes Glück für mich. Tolle Kollegen, die...
Für Susanne Elgeti streift Dieter Schnebel noch einmal den Talar über, richtet das geteilte Beffchen des reformierten Protestanten, hebt die Arme und spricht den Segen für eine imaginäre Gemeinde. Die Kirche ist leer, der Atem geht schwer. Vom «Friede Gottes» hören jetzt nur die Regisseurin und ihr Team. Gut so?, fragt der Blick des Pfarrers a. D. Der «Friede...
