Höhen und Tiefen

Ein vergessenes Wagner-Recital des Tenors Ticho Parly, Mark Elders «Lohengrin» aus Amsterdam und eine gescheiterte Liebeserklärung

Opernwelt - Logo

Ticho Parly, Heldentenor? Ein weitgehend unbekannter Name. Immerhin im New Grove (1980) ist er zu finden und in Kutsch/Riemens’ «Großem Sängerlexikon». Jetzt hat Universal Australien sein erstes und einziges Wagner-Recital für die Deutsche Grammophon, im Januar 1966 in Berlin aufgenommen und klangschön begleitet vom Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Peter Maag, erstmals auf CD herausgebracht, ergänzt durch Weber- und Beethoven-Arien.

Der Däne, er lebte von 1928 bis 1993, singt nicht in der Liga Lauritz Melchiors, hat aber eine angenehme Stimme, frei in der Mittellage, kehlig-kompakt, wenn er im Forte schmettert. In den Schmiedeliedern aus «Siegfried» wie auch in der Rom-Erzählung aus dem «Tannhäuser» deutet sich dezentes Wabern an; man vernimmt, seltsame Mischung, Anklänge an Jon Vickers und Rudolf Schock. Die verstimmte Leier: Heute freute man sich über solche soliden, unermüdlichen Tenöre, um die man nicht bangen muss auf unseren Bühnen – wenn Parlys Gesang auch einen am Ende nicht ins Paradies versetzt, er etwas gleichförmig gestaltet, ihm Melchiors Herzbewegtheit, Vickers’ schwarze Abgründigkeit fehlt. Den Schluss der Florestan-Arie meistert er ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 23
von Götz Thieme

Weitere Beiträge
Barrierefrei

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss sich eben der Prophet bewegen. Ingo Metzmacher beherzigt das auch in seiner zweiten Saison als Intendant der Kunstfestspiele Herrenhausen. Weil in den Anfangsjahren des Festivals unter Elisabeth Schweeger zu wenige Neugierige den Weg in Hannovers Barockgarten und dessen Spielstätten gefunden hatten, geht Metzmacher...

Was kommt... Juli 2017

Jonas Kaufmann
Nach einer Zwangspause ist der Tenorissmo aus München wieder so gut bei Stimme, dass er schon fast das alte Pensum stemmt – im Juli Don Alvaro und Andrea Chénier in München, im August Parsifal in Sydney usw. Davor stand ein weiteres Rollendebüt an: der erste Otello. An Londons Royal Opera House achtete Antonio Pappano darauf, dass alles gut ging

À la...

Weich und milde

Brittens «A Midsummer Night’s Dream» entstand im Winter 1959/60 zur Eröffnung der Jubilee Hall in seinem Wohnort Aldeburgh. Trotz der erweiterten Orchesterbesetzung handelt es sich bei dem (die Shakespeare-Vorlage geschickt kürzenden) Stück um eine Kammeroper, die in Mainz – vom Hausregisseur Niklaus Helbling inszeniert – nicht auf der großen Bühne, sondern im...