Hinter Gittern
Die Kombination so reizvoll wie plausibel. Sowohl in Luigi Dallapiccolas «Il Prigioniero» von 1948 als auch in Wolfgang Rihms Einakter «Das Gehege» – der noch 2006, bei der Münchner Uraufführung, mit Strauss’ «Salome» verkoppelt wurde (siehe OW 12/2006), spielt das Gefangensein, eine Folter namens Hoffnung, die zentrale Rolle. Hier der Mann: Seit einer halben Ewigkeit darbt er im finstersten Verlies und dürstet nach Licht.
Dort der Adler: Flügellahm, «kastriert» und «schlapp» hockt er in seiner Volière und wird dort von einer schwer traumatisierten femme fatale aufgesucht, die ihn aus seinen Qualen befreien will, nicht ohne sich dabei selbst als sexuelles Subjekt (der Geschichte) anzudienen. Offenkundig die politische Implikation beider Stücke: Dallapiccola, der selbst das Libretto verfasste, rekurriert auf die spanische Inquisition unter Philipp II. und ihre grausigen Verhörmethoden, zielt autobiografisch auf das Allgemeingültig-Überzeitliche eines Faschismus nicht nur italienischer Provenienz; Rihm wählte als Vorlage die Schlusspassage aus Botho Strauß’ Wiedervereinigungsparabel «Schlusschor» (1991).
Dass Andrea Breth, die «Il Prigioniero» und «Das Gehege» am Brüsseler Théâtre ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Jürgen Otten
Bis heute prägt «Carmen» unsere akustische Vorstellung davon, was «typisch spanisch» ist. Und doch handelt es sich bei Bizets Partitur um ein genuin französisches Werk. Ivan Repušić erinnert daran jetzt auf wahrlich erhellende Weise an der Deutschen Oper. Mit dem hochmotivierten Orchester gelingt ihm eine stilistisch sensationell stimmige Interpretation, in der das...
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Bühne und Zuschauerraum sind klein, doch das Geschehen wirkt ins Große geweitet. Das war schon so bei der eindrucksvollen Produktion von Luigi Nonos Hörtheater «Prometeo», mit der Benedikt von Peter seine Intendanz am Luzerner Theater eröffnete (OW 11/2016). Damals erstreckte sich eine aus rohen Planken gefertigte Arche von den Tiefen der Bühne über den...