Himmel voller Geigen
Man muss schon ein Kenner oder Liebhaber der Wiener Operette nach 1900 sein, um heute noch etwas mit dem Namen Leo Fall anfangen zu können. Selbst umfangreiche Musiklexika und Musikenzyklopädien schenken diesem Komponisten eher peripher Aufmerksamkeit, im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Franz Lehár oder Emmerich Kálmán. Ein historisches Paradoxon: Denn zu Lebzeiten stand Fall in Sachen Popularität den genannten Komponisten in nichts nach, und das bei Weitem nicht nur in Österreich-Ungarn und Deutschland, sondern auch in Frankreich, England und den USA.
So steckt in dem von Franz Lehár überlieferten Bonmot wohl viel Sinn für die Realität: Auf die Frage, ob er Konkurrenz habe, antwortete der Komponist der «Lustigen Witwe» in einem Zeitungsinterview eindeutig doppeldeutig: «Das ist der Fall.»
Wie konnte es also passieren, dass Leo Fall dem Vergessen anheimfiel? Dass seine Weltschlager, etwa «Und der Himmel hängt voller Geigen», allenfalls als Redewendung im Gedächtnis blieben? Stefan Freys neue Biografie geht zwar nicht primär dieser Frage nach, doch am Ende des ebenso umfang- wie quellenreichen Buches bekommt man doch einige Antworten. Die Vergänglichkeit des Ruhms hatte im Falle ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Medien/Buch, Seite 32
von Alexander Dick
Schon ein Jahr vor der Premiere waren sämtliche Aufführungen von Donizettis «Anna
Bolena» an der Wiener Staatsoper ausverkauft. Nicht wegen des Stücks, das Evelino
Pidò in einer neuen Fassung dirigierte, sondern wegen Anna Netrebko und Elina Garanca. Auch die New Yorker Met punktete bei Rossinis «Comte Ory» vor allem dank der Star-Besetzung: Diana Damrau, Joyce...
Zwölf Jahre sind seit Robert Carsens und William Christies wundervoller «Alcina»-Produktion an der Pariser Oper nun schon vergangen. Und doch fühlte man sich jetzt an Renée Flemings damalige Leiden als machtlose Zauberin erinnert, die vor einer Phalanx makelloser Nackter in der Nacht ihrer Ohnmacht versank, welche ihr den Liebsten nicht mehr zurückholen konnte....
Dichter und Philosophen feiern Wiederauferstehung in der Oper. Mathias Pintscher belebte Rimbaud, Peter Ruzicka versuchte es mit Paul Celan und Hölderlin, Wolfgang Rihm und Franz Hummel erweckten Friedrich Nietzsche. Über diesen Trend darf spekuliert werden. Ästhetische Relevanz verbindet sich damit keineswegs immer. Rihms, Ruzickas und Pintschers Adaptionen des...
