Mady Mesplé: A Portrait – Erato/Warner Classics 0190295770983 (4 CDs); AD: 1967/1989
Herz und Hirn
Es kommt selten vor, dass man sich an einer Koloratursopranistin nicht satthören kann. Im Fall der Französin Mady Mesplé (*1931) geht es mir so. Sie besitzt eine Stimme von unverwechselbarer Qualität und pflegt einen ausgeprägten Personalstil; dennoch klingt bei ihr kein Stück wie das andere, überrascht sie mit immer neuen Farben und Nuancen. Das Porträtalbum, das Erato aus umfänglichen EMI-Beständen auf 4 CDs zusammengestellt hat, verblüfft allein durch die Vielseitigkeit des Repertoires, das von Vivaldi bis in die Moderne reicht, Schwerpunkte in der Oper und Operette des 19.
Jahrhunderts setzt.
Dass Mesplé im französischen Koloraturfach – etwa als Lakmé, Philine, Olympia oder Aubers Manon – konkurrenzlos war (und darin von ihrer Nachfolgerin Natalie Dessay nur annähernd erreicht wurde), ist auch hierzulande bekannt. In den Operetten Offenbachs und seiner Nachfolger brillierte sie nicht nur gesanglich, sondern auch mit Spielwitz; vieles davon ist in Deutschland publiziert worden. Ihre Interpretationen französischer Lieder hingegen, in einer Spätphase der Karriere aufgenommen, sind bei uns noch zu entdecken. Noch im sechsten Lebensjahrzehnt hatte sie den Liebreiz ihrer Stimme ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Ekkehard Pluta
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