Händel revisited
«Rodelinda» stand 1920 am Beginn der Händel-Renaissance. Heute wird die Oper eher selten gespielt, und auch die Aufführung im Theater an der Wien, die am 20. März 2011 Premiere hatte und jetzt auf DVD vorliegt, wird ihr keinen neuen Auftrieb geben. Dabei besitzt die musikalische Wiedergabe unter Nikolaus Harnoncourt durchaus ihre Meriten. Der Altmeister beweist, dass er die Mitglieder seines (allerdings etwas zu streicherlastig besetzten) Concentus Musicus noch immer zu straffer Motorik befeuern und zu subtilem Klangfarbenzauber beseelen kann.
Überzeugend auch die Solisten – allen voran Bejun Mehta, der den vertriebenen langobardischen Thronerben Bertarido mit ergreifenden vokalen Trauertönen ausstattet, ehe er in seiner Schlussarie «Vivi, tiranno» seinem Gegenspieler, dem Usurpator Grimoaldo, mit einem virtuosen Brillantfeuerwerk verzeiht. Kurt Streit gibt den Fiesling, der nicht nur Bertarido tödlich bedroht, sondern auch dessen Frau Rodelinda nachstellt, mit eloquentem, manchmal etwas trocken klingendem Tenor, der erst am Ende mildere Züge zeigt. Danielle de Niese ist eine selbstbewusste, allerdings nicht immer ganz koloraturensichere, überdies zu stimmlichen Härten neigende ...
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Opernwelt März 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Uwe Schweikert
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