
Help! Gina-Lisa Maiwald (vorne), Roman Lemberg (Klavier), Shin Joo Morgantini (Flöte) und Louis Bona; Foto: Sophiensaele/Ioni Laibaroes
Gegenzauber
Der kurze Sommer der Anarchie dauert an. Mit unverminderter Kraft, mit frech-frivolem, umgekehrt-erhabenem Geist. Doch nicht durch die großen Berliner Häuser wandelt derzeit die kecke Gestalt. Man muss in die Seitengassen der bundesdeutschen Kapitale abbiegen, um ein Musiktheater zu erleben, das in einer Gesellschaft von Singularitäten jenen Gegenzauber entfacht, der über reinen Spaßguerilla-Aktionismus hinausweist. Es geht um eine erweiterte Idee von dem, was theatral möglich ist. Und die ist, in ihrer Andersartigkeit, Authentizität und anarchischen Grundstruktur, fürwahr betörend.
Die Gruppe «Novoflot» hat es vorgemacht. Nun schickt sich das Kollektiv «Hauen und Stechen» an, dieses Ideal einer diskursiven, mit soziologischen wie anthropologischen Kontexten angefüllten Interaktion fortzusetzen. Interessant ist daran zunächst, dass sowohl Sven Holm, Mitgründer von «Novoflot», als auch Franziska Kronfoth und Julia Lwowski, die 2012 gemeinsam mit dem Fotografen und Galeristen Thilo Mössner «Hauen und Stechen» ins Leben riefen, an der Musikhochschule «Hanns Eisler» studiert haben. Was zwei Deutungsoptionen offeriert: Entweder sie alle empfanden das Studium als so konventionell, dass ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Magazin, Seite 73
von Jürgen Otten
Herr Larsen, als ich Sie das erste Mal gesehen habe, waren Sie nackt ...
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn seit 2004 singe ich als Osmin in Calixto Bieitos Inszenierung der «Entführung aus dem Serail» meine erste Arie unter der Dusche. Und dabei bin ich logischerweise nicht angezogen.
Zweifellos ist die Produktion auch dieses Auftritts wegen Kult geworden....
Der im August 2017, einen Tag vor seinem 90. Geburtstag, verstorbene Wilhelm Killmayer war für die Avantgardisten in Darmstadt und anderswo lange der Fortschrittsfeind Nummer eins; seine mit klugen Argumenten untermauerte Skepsis gegenüber dem materialbezogenen Fortschrittsdenken machte ihn in ihren Augen zum einem störrischen Grantler aus dem fernen Bayern, der...
Der Name steht für sich, ist längst zu einer globalen Marke avanciert: Mariinsky. Natürlich nicht von selbst. Sondern durch eine systematische Expansionspolitik, die maßgeblich auf einen Mann mit besten Beziehungen in die Schaltzentralen der Macht zurückgeht: Valery Gergiev.
Bis 1783 reicht die Geschichte des Mariinsky Theaters in Sankt Petersburg zurück. Schon im...