Feigenmus und Spiele

Seit drei Jahren hat Oman ein Royal Opera House. Die Deutsche Oper Berlin ist im Herbst mit «Manon Lescaut» erstmals an den Golf gereist. Eindrücke von einem ungewöhnlichen Auslandseinsatz

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Fridericus Rex. Das verklärte Bild des alten Fritz spukt sofort im Kopf herum, wenn von Sultan Qabus ibn Said Al-Said die Rede ist. Der Große, der Weise, der Musenfreund. Ohne seine Majestät läuft nichts im Oman. Wie weiland bei den Preußen. Ein Herrscher, der per Dekret regiert, aus dem Hintergrund, der splendid isolation seiner Residenzen. Wie seinerzeit der Eremit von Sanssouci. Ein gebildeter Monarch ist er, führt sein Volk mit absoluter Macht an der langen Leine.

Wer denkt da nicht an die von Friedrich überlieferte Devise, ein jeder solle nach seiner Façon selig werden? Als stiller, introvertierter Vermittler agiert der Sultan, unermüdlich auf der Suche nach einer tragfähigen Identität zwischen Tradition und Moderne. Er ist aber auch ein Neuerer, der das Land im Südosten der arabischen Halbinsel aus einer rückständigen und bitter­armen Sperrzone in eine prosperierende Industrie- und Handelsnation verwandelt hat. Und ein gewiefter Machtpolitiker: Seit 44 Jahren behauptet er sich mit Geschick und Glück an der Spitze – fast so lange wie ehedem Friedrich II.

Hat in dem kaum mehr als drei Millionen Einwohner zählenden Sultanat also eine Art orientalischer Wahlverwandter des ...

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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Reportage, Seite 48
von Albrecht Thiemann

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