Franz Schubert: Der Einsame. Ilker Arcayürek (Tenor), Simon Lepper (Klavier). Champs Hill CHRCD 133 (CD); AD: 2016
Expression, Extreme, Exempel
«Seit er in die Menschheit getreten ist, weiß sie erst richtig, was ein Lied ist», schrieb Egon Friedell in seiner «Kulturgeschichte der Neuzeit» über Franz Schubert. Eine Flut neuer Aufnahmen bewirkt, dass wir daran ständig erinnert werden. Auffällig, dass sich unter den (erfolgreichen) Interpreten immer mehr Tenöre finden: Julian Prégardien und Daniel Behle, denen jüngst im Rahmen eines der «Winterreise» gewidmeten Themenschwerpunkts der Alten Oper Frankfurt denkwürdige Aufführungen gelangen.
Eine Aufnahme des (nicht mehr jungen) Jan Kobow hat weniger als die verdiente Aufmerksamkeit gefunden; das Gleiche gilt auch für das von Helmut Deutsch begleitete Recital Mauro Peters. Wirklich für Aufsehen sorgen sollte das erste Recital von Ilker Arcayürek, der – in Istanbul geboren – durch Akkulturation ein «Wiener» Sänger geworden ist: als Mitglied im Mozart Knabenchor und danach im Arnold Schoenberg Chor. Erste Opernerfahrungen sammelte er in den Ensembles der Zürcher und der Nürnberger Oper. Seiner Anthologie hat Arcayürek den programmatischen Titel «Der Einsame» gegeben und das in einem Vorwort erklärt: «being alone never meant being lonely.»
Arcayüreks lyrischer Tenor zeichnet sich ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Jürgen Kesting
Irgendwann konnten sie nicht mehr stillhalten. Irgendwann mussten die Spatzen die Schnäbel öffnen. Und ein Pfeifkonzert anstimmen, das weit über Münchens Dächer hinaushallte. Mit einer Botschaft, die zwar noch nicht vertraglich besiegelt ist, aber doch ins Schwarze trifft. Kurz und gut: Aus dem Bayerischen Kultusministerium verlautet, dass Serge Dorny und Vladimir...
Ekstase oder Eklektizismus? Kunst oder Kasperletheater? Kühler Kopf oder heiße Luft? Vielleicht auch der Versuch, auf einer bestens polierten Glatze eine Locke zu drehen (um Karl Kraus zu variieren)? Es geht um die «Ring»-Kur in drei Dosierungen – als «Hagen», «Siegfried» und «Brünnhilde» –, die Tatjana Gürbaca (Regie), Bettina Auer (Dramaturgie) und Constantin...
Ein starkes Stück, allerdings nicht einfach zu lesen. «Marie und Robert», das Drama des früh verstorbenen Aargauer Pfarrers, Lehrers und Schriftstellers Paul Haller, ist in einem pointierten Schweizer Dialekt geschrieben, der dem Leser einiges abverlangt. Vielleicht aber wirkt das Stück gerade darum so direkt, so eindringlich. Es rufe förmlich nach Musik, befand...