«Es ist ein Spiel, aber ich nehme es ernst»
Sie geben ein Interview, dabei müssen Sie gleich auf die Bühne. Macht es Ihnen nichts aus, jetzt noch so viel zu sprechen?
Mich kümmert das nicht so. Ich habe mir eine positive Form der Routine angewöhnt. Ob Vorstellung oder Probe: Ich versuche, den Tag so normal wie möglich zu gestalten und mich nicht verrückt zu machen.
Wie sieht bei Ihnen denn ein Vorstellungstag konkret aus?
Normalerweise schlafe ich so lange wie möglich. Es gibt ein spätes Frühstück und ungefähr vier Stunden vor der Vorstellung ein Mittagessen.
Dann versuche ich, ganz entspannt zu sein, gehe einfach ins Opernhaus. Der Tag läuft nicht extrem anders ab als sonst. Und so etwas wie Aberglaube oder Rituale suchen Sie bei mir vergeblich.
Also ist es doch ein Tenorklischee: Schal um den Hals, den Mund halten …
Das hängt davon ab, wie man seine Sprechstimme benutzt. Ich spreche normalerweise recht tief, das könnte auf Dauer schon anstrengend sein. Deshalb wechsle ich, um mich zu schonen, im Laufe des Tages in die «Sing-Einstellung» – ohne dabei gleich wie ein Klischeetenor zu klingen. Extrem nervös bin ich eigentlich nicht, es sei denn, ich habe mir eine neue Rolle vorgenommen. Aber überlegen Sie mal: Wir verbringen so ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Interview, Seite 34
von Markus Thiel
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Frau Schneiderman, 1984 wechselten Sie von Heidelberg nach Stuttgart.
Ja, im Herbst vor genau 30 Jahren. Meine erste Rolle hier war die Cenerentola.
Welche Bedeutung hat das Ensemble für Sie?
Wenn man sich für eine Stadt entschieden hat, dann ist das Ensemble enorm wichtig. Es ist eben anders als bei einem Gastspiel, bei dem es zwar temporär zu einer familiären...
