Es gibt keinen Weg zurück
Am Anfang die Dunkelheit. Und ein Klang, der raunend durch den Saal kreist und von dem man zunächst nicht weiß, woher er stammt. Man spürt nur, dass damit eine Atmosphäre der unheilvollen Ahnung heraufbeschworen wird. Wer den Roman «De Bekeerlinge» (zu deutsch: «Die Fremde») von Stefan Hertmans gelesen hat, der Krystian Lada als Grundlage für sein Libretto diente, weiß natürlich schon zu diesem frühen Zeitpunkt, dass die Ahnung keineswegs trügt. Diese Geschichte einer verunglückten Konversion (oder sollte man sagen: Assimilation?) ist durch und durch von Tragik durchglüht.
Und sie zeigt, nicht zum ersten Mal, dass der französische Philosoph Paul Ricœur vermutlich doch sehr nahe bei der Wahrheit lag, als er die Religion eine «ontologische Psychose» nannte.
Drei Stunden lang werden wir in der Opera Vlaanderen in Antwerpen – bei der Uraufführung von «De Bekeerlinge» («The Convert») – Zeuge einer solchen Psychose. Die Musik dazu hat Wim Henderickx komponiert; es ist eine Musik, die sehr gut auch als Soundtrack zu einem Psychothriller taugen würde in ihrer filmmusikalischraunenden Attitüde. Finster grundiert, folgt sie dem Prinzip der akkumulativen Verdichtung gänzlich ...
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Opernwelt 7 2022
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Jürgen Otten
Das französische Wort «traversée» besitzt im Deutschen verschiedene Bedeutungen. Gemeint sein kann damit sowohl das Überqueren eine Brücke, das Durchschwimmen eines Flusses, aber auch ein Flug übers Gebirg’ hinweg. Für Patricia Petibon und Andrea Marcon bedeutet es, wie der italienische Dirigent in einem kleinen Beitrag für das Booklet des Albums «La Traversée»...
Die Themen sind uralt, mehr noch: Sie bilden sogar die Grundrezeptur von (Musik-)Theater. Liebe, Tod, sich daraus entspinnende Konflikte, unlösbar (oder endend) im Licht – bis hin zu extremen, perversen Ausprägungen, wo es beispielsweise um missbrauchte Stieftöchter geht, die nach abgeschlagenen Prophetenköpfen gieren. Insofern erzählen uns Georg Friedrich Haas und...
Immer mit einem Fez auf dem Kopf für die Touristen herumstehen, das fetzt auch nicht so richtig. Also wirft Rafał Tomkiewicz als Nireno den Kaftan ab und legt einen Bauchtanz hin, während ein Klavier die barocke Orchesterbegleitung ins Kaffeehaus verlegt, zu finden wahrscheinlich im filmmythischen Casablanca. Der musikalische Leiter macht das willig mit,...
