Ins Innere der Seele
Das französische Wort «traversée» besitzt im Deutschen verschiedene Bedeutungen. Gemeint sein kann damit sowohl das Überqueren eine Brücke, das Durchschwimmen eines Flusses, aber auch ein Flug übers Gebirg’ hinweg.
Für Patricia Petibon und Andrea Marcon bedeutet es, wie der italienische Dirigent in einem kleinen Beitrag für das Booklet des Albums «La Traversée» durchaus poetisch darlegt, noch etwas Größeres: eine Reise, die insbesondere von persönlichen Spannungen und Empfindungen bestimmt ist, durch mehrere Jahrhunderte der Musikgeschichte führt und dabei die Gefühlswelten der französischen Sopranistin ans Licht bringt – mithin als ein in Töne gefasstes Psychogramm einer Künstlerinnenseele zu verstehen ist.
Diese Seele wandert gleichsam durch die Epochen, vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zu Giuseppe Verdi (und zu dessen «Les Vêpres siciliennes» und Hélènes flammenden Appell «Ami! Le cœur d‘Hélène»). Ausgangspunkt für Petibons facettenreiche Selbsterkundung bildet die «Passacaglia della vita» von Stefano Landi, ein streng gefasstes, melodiös behutsames Stück, das sie mit betonter Zurückhaltung singt, äußerst vorsichtig, distanziert-distinguiert. Schon hier wird eine Eigenart ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt 7 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 36
von Jürgen Otten
JUBILARE
Das sängerische Können des US-amerikanischen Baritons Thomas Jamerson fand von den späten 1960erbis hin zu den 1990er-Jahren viel Beachtung. Richtig prominent trat er 1968 erstmals in Erscheinung als er im Studio die Rolle des Barone Douphol in Verdis «La traviata» mit Georges Prêtre am Pult des RCA Italiana Orchestra an der Seite von Montserrat Caballé...
Der Bischof und später kurzzeitig amtierende Kardinal Clemens August Graf von Galen (1878–1946) ist fast so etwas wie ein Münsteraner Heiliger. Ein Held – und doch ein eigentlich dem Nationalismus äußerst zugetaner Verdränger. Seliggesprochen wurde er 2005 «trotzdem». Im Nationalsozialismus war Galen großem politischen Druck ausgesetzt. In drei großen Predigten...
Man muss gar nicht in den hintersten Winkeln uralter Bibliotheken stöbern, um so Unerhörtes wie Alessandro Scarlattis «Il Cambise» aufzustöbern. Maestro Alessandro Quarta entdeckte das späte Meisterwerk des 1660 in Palermo geborenen überproduktiven Komponisten im digitalen Archiv der Biblioteca del Conservatorio di Musica S. Pietro a Majella in Neapel und schlug es...