Erschütternd
Schon nach den drei ersten Akkorden von Puccinis «Tosca», den schlimmen Schlägen des Bösewichts Scarpia, ist klar: Das klingt nicht nach «Kammerfassung». Die muss man erwarten in der Stockholmer Folkoperan: Das Haus muss nicht nur ohne Seiten- und Hinterbühne auskommen, sondern auch ohne Orchestergraben. Die volle Puccini-Kapelle muss also mindestens gedrittelt, die Partitur komplett umgeschrieben werden. Im Programmheft vergleicht Henrik Schaefer, der musikalische Leiter der Folkoperan, seine Arrangements mit der Suche nach der «Musikalischen DNA».
Die Scarpia-Akkorde dröhnen nun im vollen Holz- und Blechbläserklang, unterstützt von Schlagwerk; dazu kommen ein Kontrabass, eine Harfe – und ein Keyboard für die zarten Celestaklänge, die Te-Deum-Orgel und die Kanonenschüsse. 24 Musikerinnen und Musiker beweisen unter Schaefers Leitung, dass diese Reduktion die musikalische Substanz der «Tosca» wirklich zum Klingen bringt.
So nah wie auf der Folkoperan-Bühne sind die Protagonisten ihrem Publikum sonst nie – und das in mehrfacher Hinsicht, denn gesungen wird (wie immer hier) in der Landessprache. Umso wichtiger, dass die Sängerinnen und Sänger in diesem Kammerspiel des Schreckens ...
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Opernwelt November 2025
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Stephan Knies
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Ob Birgit Nilsson herzlich lachend und mit einem ironischen Kommentar ihr Einverständnis gegeben hätte, dass es nun auch einen Wein gibt, der ihren Namen trägt? Wir wissen es nicht. Nur eines ist gewiss: Der seit wenigen Jahren auf den fruchtbaren heimatlichen Böden der Bjäre-Halbinsel wachsende Weißwein prägt so tiefe Wurzeln aus wie die Hochdramatische selbst,...
Goethes begrenztes Musikverständnis zu bemängeln, gehörte lange Zeit zum guten Ton seiner Kritiker. Beethovens Fünfte war ihm zu titanisch, Schuberts «Erlkönig» fand er «detestabel», das Urteil über die «Huit scè-nes de Faust» von Berlioz überließ er Zelter, der darin nur «Husten, Schnauben, Krächzen und Ausspeien» hörte. Andererseits spielte Goethe passabel...
