Erotische Gebete
Dreihundert Mélodies hat Jules Massenet komponiert, mehr als jeder andere Komponist zwischen Berlioz und Poulenc. Dennoch nimmt er in der Geschichte des französischen Lieds nur einen Randplatz ein. Gewiss, mit der großen Liedlyrik von Duparc, Fauré oder Debussy kann er sich nicht messen. Die meisten Stücke sind Gelegenheitskompositionen, für den Salon bestimmt, schwärmerische Liebeserklärungen an Frauen.
Sei sie nun weltlicher oder spiritueller Natur, die weibliche Seele zu entziffern war das Ziel seiner Kunst: «Was gibt es anderes im Leben? Ist dieser Punkt nicht der Ursprung aller Dinge und die größte Schönheit, die unsere Existenz erhellt?» Um mittelmäßige Musik handelt es sich keinesfalls – das demonstriert diese erste Auswahl von 22 nachträglich instrumentierten Liedern, die das rührige Palazzetto Bru Zane, das bereits das komplette Lied-Œuvre von César Franck und Reynaldo Hahn auf seinem hauseigenen CD-Label präsentiert hat, jetzt vorlegt. Dass «die Fähigkeit zu gefallen, eigentlich eine Gabe ist», gestand selbst Debussy dem Kollegen neidlos zu. Massenet versteht sich nicht nur auf die Erfindung eingängiger, eleganter Melodien; er weiß die Worte im Ton geschmeidig ...
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Opernwelt 12 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 32
von Uwe Schweikert
P = Premiere ML = Musikalische Leitung I = Inszenierung B = Bühnenbild K = Kostüme C = Chor S = Solisten UA = Uraufführung
Hier finden Sie alle Termine (Premieren sowie Repertoirevorstellungen) der Opernhäuser in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Von den wichtigsten Häusern in Europa bilden wir die Premieren ab. Viel Spaß!
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Aachen Theater...
Will man im Internet flugs «Komplexität» bebildern, so finden gerne riesige vollgekritzelte Tafeln Verwendung. Ein bisschen schwingt auch immer traurig die «Einsamkeit des Genies» mit, wird man solcher Kreidekrümel auf grünem Grund gewordener – meist mathematischer – Gedankenströme ansichtig (Cineasten denken in diesem Moment vielleicht an den Film «A Beautiful...
Seit Michael H. Kater 1995 in den «Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte» Carl Orff der «Widerstandslüge» bezichtigt hat, gilt der durch seine «Carmina Burana» weltweit populäre Bajuware als der Musikopportunist Hitler-Deutschlands schlechthin. Jetzt rollt der Wiener Zeithistoriker Oliver Rathkolb den Fall in einem fakten- und materialreichen Buch grundsätzlich...
