Erhabene Archaik
Dass in der Opera seria am Ende noch alles im gleichsam industriell gefertigten «lieto fine» zum Guten gewendet werden muss, ja, das kennt man. Aber mit so einem marginalen barocken Tanzschnipsel, wie er Reinhard Keisers «Arsinoë» abschließt, rechnet dann doch keiner. Konvention erfüllt, Oper spielbar, scheint uns der Komponist zuzuraunen. «Was’n das für’n Schluss?», fragt einer der Sänger in die Runde, und die Überraschung des Publikums im Haus der Berliner Festspiele löst sich in Heiterkeit und Applaus auf.
Das ist der Ausklang dieser Oper des Hamburgischen Händel-Rivalen, mit der die Berliner Kammeroper das Festival zu ihrem fünfundzwanzigjährigen Bestehen einläutete.
Für ein Opernpublikum, das sich in Musik, Rhetorik und Dramaturgie der Barockoper vor allem via Händel und Monteverdi zurechtfindet, bietet «Arsinoë» im Übrigen noch einiges an Ungewohntheiten. Zunächst mal: jede Menge Blockflöten. Gleich in der ersten Arie, in einer musikalischen Figur ohne Basso continuo, bilden sie den Freiheitswillen der Vögel ab und den der cyrenischen Herrscherin Arsinoë, die sich nicht dem Willen ihres verstorbenen Gatten fügen will und die eigene Staatsräson darin sieht, ihre Tochter ...
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