Ergreifend

Wagner: Die Götterdämmerung
Kiel | Opernhaus

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Schon das erste Bild fasziniert in seiner suggestiven Erzählkraft: Das vielfach verflochtene Schicksalsseil der Nornen hängt, den gesamten Hintergrund ausfüllend, in zwei riesigen Knoten aus dem Schnürboden herab. Ein gelungener Entwurf der für das Bühnenbild zuständigen japanischen Installations- und Performancekünstlerin Chiharu Shiota – klar in der Optik, deutlich in seiner imaginativen Aussage. Gleichzeitig ist dieses Bild ein optisches Bühnenzitat aus dem vorangegangenen «Siegfried», bewirkt also eine Verknüpfung der einzelnen «Ring»-Teile.

Auch das Ross Grane, das – entworfen von Marc Schnittger – als eine von drei Spielern zum Leben erweckte Skelettpuppe vorgeführt wird, ist eine solche Reminiszenz an Früheres, hier an die ebenfalls von Puppen dargestellten «Rheingold»-Riesen und den Drachen im «Siegfried». Im Rückblick erkennt man so, wie Regisseur Daniel Karasek, der unlängst seinen Kieler Intendantenvertrag gerade bis 2025 verlängert hat, aus den einzelnen Abenden der Tetralogie ein zusammenhängendes Ganzes zu formen versteht, in dem nicht zuletzt auch die Videos von Konrad Kästner, etwa mit dem Gedanken der Umweltzerstörung, und die bisweilen an Wieland Wagner erinnernde ...

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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 57
von Gerhart Asche

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