Emigrantentragödie in Brooklyn
Im Umgang mit seinen Musikern war Leos Janácek nicht zimperlich. «Wenn Sie das nicht spielen können, dann lernen Sie es eben», sagte er einem verzweifelten Geiger, der mit den ungewohnten Schwierigkeiten seines Parts nicht zurecht kam. Und auf die Frage, wie eine ob der undefinierbaren Kalligrafie des Meisters kaum zu entziffernde Stelle zu spielen sei, antwortete er: «Spielen Sie einfach, dass es wie das Heulen des Windes klingt.» Kaum denkbar, dass der Wiener GMD Franz Welser-Möst mit den Musikern des Staatsopernorchesters ähnlich umspringt.
Und doch sucht er in seiner Interpretation gerade das Ungebärdige, eigensinnig Grelle, die Härte der Partitur von «Katja Kabanova» zu betonen. Dabei geht er noch über Charles Mackerras hinaus, der die instrumentale Besänftigungsstrategie eines Václav Talich hinsichtlich von «Katja Kabanova» rückgängig gemacht hatte. Als Beispiele führt Welser-Möst Akkorde an, die «unglaublich weit auseinanderklaffen: Das bedeutet, dass eine Spannung zwischen den hohen Holzbläsern und den Kontrabässen entsteht. Selbst Mackerras hat diesen entstehenden Raum mit Celli und Bratschen zu füllen versucht.» Ob Sir Charles dies freilich so hätte stehen lassen, ist ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Gerhard Persché
Die Geschichte vom «Mann am Klavier» hat im 20. Jahrhundert mehrere Wandlungen durchlaufen, letztlich ist es eine Emanzipationsgeschichte. Längst sind die Liedbegleiter aus dem Schatten getreten (gelegentlich aus einem entwürdigenden Dunkel), längst wird die künstlerische Eigenständigkeit ihres Beitrags wahrgenommen, was sich auf der Bühne eher spiegelt als in der...
«Amerika, du hast es besser», schwärmte schon Goethe. Voltaire hätte das ebenso bestritten wie Leonard Bernstein, der aus dessen «Candide» ein – ja, was eigentlich machte? Ein Musical? Eine Revue? Ein Lustspiel mit Musik? Als «comic operetta» wollte er die Satire auf die Leibniz’sche These verstanden wissen, dass das ganze Menschenglück auf Erden zu finden sei....
Hannover hat mit den Herrenhäuser Gärten ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Seit einem Jahr soll ein neues Festival noch ein paar Zinsen mehr einbringen. Festwochen, Barockkonzerte, Musical- und andere Aufführungen im barocken Gartentheater gab es schon lange, und das populäre, regelmäßig überbuchte «Kleine Fest im Großen Garten» auch. Doch an der «Marke...