Emanzipation am Hudson
In Virgil Thomsons Suffragetten-Oper auf ein Libretto von Gertrude Stein geht es, wenn man so will, um eine Frau, die sich in anarchischem Getöse Gehör verschaffen will. Jetzt sorgt R. B. Schlathers erhellende Produktion der «Mother of Us All» (1947) für die frisch renovierte Hudson Hall in der zwischen New York City und Albany gelegenen Kleinstadt Hudson dafür, dass die Botschaft ankommt. Das Haus, 1855 als Gemeinschaftszentrum erbaut und heute eine Spielstätte des Hudson Opera House, bot schon vielen Rednern ein Podium, darunter Susan B. Anthony, die sich im 19.
Jahrhundert für das Frauenwahlrecht einsetzte und als Inspiration für das Werk diente. Auch andere historische Figuren tauchen in Thomsons Stück auf, etwa Bürgerkriegsgeneral Ulysses S. Grant oder der konservative Politiker Daniel Webster. Das Libretto ist, typisch für Stein, ein surrealistisches Gemenge aus Repetitionen und Fragmenten, während die Partitur mit Marsch, Volkslied und wehmütigen Wiegenliedern klassische Americana transportiert: Man könnte meinen, John Philip Sousa und Stephen Foster hätten ihre Finger im Spiel gehabt. Trotzdem wirkt die Oper, zumal in dieser Ausführung, völlig zeitgemäß. Denn erledigt ist ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Heidi Waleson
In István Szabós Film «Zauber der Venus» (1991) mit der großartigen Glenn Close geht es um eine spektakuläre Pariser «Tannhäuser»-Premiere mit den obligaten erotischen Verstrickungen, Künstlerhybris und dem Wahnsinn des Glamour-Kunstbetriebs: All das wird im Zeichen der «Großen romantischen Oper» satirisch huldigend vergegenwärtigt. Der Künstler zwischen Himmel und...
Es sollte ein Festakt zum 500-Jahre-Jubiläum der Reformation in Budapest werden. Es wurde eine (von den um einen Kollektivvertrag streikenden Hausgewerkschaften um ein Haar verhinderte) Premiere der Ungarischen Staatsoper. Dass der Vorhang überhaupt hochging, verdankt sich allein Szilveszter Ókovács, dessen Direktorenvertrag soeben um fünf Jahre verlängert wurde....
Tropfen. Erst ist es nur einer, der im Irgendwo herabsinkt, zeitlupenhaft vergrößert wie in Andrej Tarkowskijs «Nostalghia», als ins schier Unendliche zerdehnte Zeit. Nach dem Aufprall herrscht sekundenlang Stille, dann fällt ein weiterer Tropfen. Und dann sind es immer mehr, von überall her drängen sie, elektronisch verstärkt, herein, bis man förmlich umzingelt...
