Ein wegweisendes Experiment
Die Premiere von Verdis «Simon Boccanegra» am 12. März 1857 im venezianischen Teatro La Fenice war, zumindest im Urteil ihres Schöpfers, ein «Fiasko». Das Stück enthielt, anders als die drei vorausgegangenen Meisterwerke «Rigoletto», «Il trovatore» und «La traviata», keine eingängigen, populären Melodien, war von düsterer Stimmung, zudem durch eine schwer durchschaubare Handlung beeinträchtigt – und gehörte schon bald zu seinen selten gespielten Opern.
Im Winter 1880/81 unterzog Verdi sie mit Hilfe Arrigo Boitos einer grundlegenden Neukonzeption: Das Libretto wurde verändert, ein Drittel der Partitur neukomponiert oder revidiert. Es ist die radikalste Überarbeitung, die Verdi je einem älteren Bühnenwerk angedeihen ließ. Populär ist «Simon Boccanegra» aber auch in dieser (den Spätstil des «Otello» antizipierenden) Fassung nicht geworden. Die Londoner Opera-Rara-Society legt die Originalversion des Werks jetzt in einer subtilen, zugleich theatralisch spannenden Studioproduk -tion vor. Wer sie hört, sollte sich erst gar nicht auf einen Vergleich der Versionen kaprizieren, sondern sich ganz der Eigenart dieser zwischen «Les Vêpres siciliennes» und «Un ballo in maschera» entstandenen ...
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Opernwelt November 2025
Rubrik: Medien, Seite 34
von Uwe Schweikert
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