Ehrenrettung

Elaboriert: Alfredo Casellas «La donna serpente» in einem Mitschnitt aus dem Teatro Regio Turin

Opernwelt - Logo

Alfredo Casella (1883-1947) war ein Hauptvertreter der so genannten «generazione dell’ottanta», die sich radikal von der spätromantischen Wagner-Nachfolge wie vom italienischen Verismo abwandte und die Zukunft der Musik in der Rückbesinnung auf die alten Formen, in einem bewussten Klassizismus sah. Im Musiktheater bedeutete das eine Abkehr von mythologischen und realistischen Stoffen und Hinwendung zu märchenhaften und fantastischen Sujets.

Der Deutsch-Italiener Ferruccio Busoni hatte 1907 in seinem «Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst» die Richtung vorgegeben und mit seiner «Turandot» nach Carlo Gozzi (Zürich, 1917) die Probe aufs Exempel gemacht. Auch Casella griff in seiner ersten Oper «La donna serpente» auf ein Bühnenstück Gozzis zurück (das übrigens auch eine Inspirationsquelle für Wagners Frühwerk «Die Feen» war). 1932 in Rom uraufgeführt, konnte sie sich aber nicht im Repertoire halten, wurde außerhalb Italiens kaum bekannt und auch in der Heimat selten gespielt. Die Aufführung aus Turin, eine Übernahme vom Festival in Martina Franca, kommt also einer Ausgrabung gleich.

Im Libretto Cesare Vico Lodovicis mischen sich verschiedene Märchenmotive. Die Fee Miranda ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Ekkehard Pluta

Weitere Beiträge
Passion

Der Komponist fehlte. Auch der Regisseur war nicht vor Ort, als an der Opéra national du Rhin nach der Premiere von «4.48 Psychosis» der Applaus losbrach. In atemlose Stille – als helfe das Klatschen dabei, ins Diesseits zurückzufinden nach dem vergeblichen, von Schreien, Flüstern und pochendem Schweigen perforierten Kampf gegen die Übermacht der Depression, den...

Märchenhaft unergründlich

Er ist immer da. Kritzelt was an die Tafel hinter dem Schreibtisch. Greift sich ein Buch aus dem turmhohen Regal. Hockt faul im Liegestuhl am Meer. Kurvt auf dem Drahtesel durch die Sommerfrische. Schaut zwei jungen Damen beim Federballspiel zu. Fachsimpelt mit dem Mechaniker der Fahrradwerkstatt. Und fliegen kann er auch, gleitet samt Velo durch den Äther, sehr...

Jecken im Glück

Zwar ist 2019 noch nicht vorbei. Doch müsste ein Wunder geschehen, um dieses Offenbach-Jahr noch zu drehen. Sein Ertrag ist – überschaubar: einige Neuproduktionen, doch kaum neue Perspektiven. Und noch weniger Auseinandersetzungen mit Unbekanntem («Barkouf», der im Oktober in Köln Premiere hatte, war schon 2018 in Straßburg herausgekommen).

Das kalauernde Motto...