Editorial
In Deutschlands größtem Opernhaus geht die Spielzeit mit einer Dissonanz zu Ende, die noch lange nachhallen wird. Kent Nagano verlässt die Bayerische Staatsoper. In einer offiziellen Erklärung heißt es, er stehe für eine Vertragsverlängerung nach 2013 nicht zur Verfügung. Im Wortlaut schreibt der amerikanische Dirigent: «Die kulturelle Prägung Münchens, seine Tradition und Atmosphäre sowie besonders meine Kolleginnen und Kollegen haben es mir erlaubt, als Künstler zu wachsen.» Es spricht für Nagano, dass er so noble Worte findet.
Denn vorausgegangen war ein knallharter Machtkampf. Und geplant war sowieso alles ganz anders. 2006 sollte der neue GMD zusammen mit Intendant Christoph Albrecht antreten, dessen Vertrag schon vor Amtsantritt aufgelöst wurde (was sich der Mann aus Dresden hoch bezahlen ließ). Nach zwei (von einem Leitungsteam um Nagano) anständig überstandenen Interimsjahren kam Nikolaus Bachler. Der intrigengestählte Burgtheaterdirektor krempelte vieles um an der Maximilianstraße, setzte intern auf neues Personal, umwarb Regisseure vom Schauspiel, holte Schlingensief und die Freunde von Coop-Himmelb(l)au, gierte nach attraktivem Nachwuchs, buhlte aber auch um Superstars à ...
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