Dionysos in Polen
Karol Szymanowskis Oper «Król Roger» (1926) ist ein extrem vielschichtiges Werk: Die drei Akte spiegeln die Symbiose byzantinischer, arabischer und griechisch-antiker Elemente im Sizilien König Rogers II. (1. Hälfte 12. Jh.). Die Handlung (sofern man bei dem oratorienhaft statischen Stück von Handlung sprechen kann) folgt den «Bakchen» des Euripides, der Antagonist des Königs ist Dionysos (und Eros), trägt aber zugleich Züge Christi, des Guten Hirten.
Die Stoffwahl ist Ausdruck der lebenslangen Begeisterung Szymanowskis für Italien und die Mittelmeer-Länder, zugleich sind Einflüsse der zeitgenössischen polnischen Literatur und des russischen Symbolismus offensichtlich. 1920, als Szymanowskis Vetter Jarosław Iwaszkiewicz das Libretto dichtete, war ihm die zwei Jahre vorher entworfene Geschichte innerlich bereits fremd geworden; der von Philosophie und Ästhetik des Fin de Siècle geprägte Text musste in den 1920er Jahren nahezu anachronistisch wirken.
Alle diese Aspekte stellt die Berliner Dissertation von Jadwiga Makosz mit bewundernswerter Klarheit und Schlüssigkeit dar. Ihr Buch ist zugleich ein
eigenständiger Forschungsbeitrag und eine Synthese, die auch Theaterpraktiker und ...
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Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Medien/Buch, Seite 33
von Albert Gier
Während ARD und ZDF längst keine ganzen Opern mehr ausstrahlen, blüht die Gattung auf arte. Neben den ohnehin regelmäßigen Übertragungen haben sich die Programmplaner für den Monat Mai etwas Besonderes ausgedacht. Weil am 7. und 8. Mai 2011 die «Europäischen Operntage» stattfinden, an denen sich über 100 Häuser des ganzen Kontinents beteiligen, sendet arte am 7....
Auf einen Sturm und peitschendes Wasser wartet man vergeblich. Der neue «Otello» in Heidelberg, die erste Arbeit des Regisseurs Alexander Fahima an einem größeren Stadttheater, ist das Gegenteil einer realistischen Lesart: abstrakt und stilisiert bis in die Kostüme. Bühnenbildner Bart Wigger hat eine schwarz geteerte Mauer aus Holz errichtet. Anklänge an die...
«Es war einmal», schrieb er damals auf den blauen Vorhang. Die Kreide quietschte, während im Graben des Münchner Nationaltheaters das Es-Dur-Vorspiel heraufdämmerte – was orthodoxe Wagnerianer prompt erboste. Obgleich Robert Tear noch keinen Ton in diesem «Rheingold» gesungen hatte, galt er sogleich als Bösewicht. Zweieinhalb Stunden später, als der Brite die...
