Anja Harteros als Maddalena di Coigny (mit Tim Kuypers als Mathieu) in «Andrea Chénier» an der Bayerischen Staatsoper München; Foto: Bayrische Staatsoper/Wilfried Hösl
Die Unfassbare
Sie kann in wenigen Tönen das vollständige Psychogramm eines Charakters zeichnen. Schmerzhaft schön, bestürzend klar. Ob an der Bayerischen Staatsoper als Maddalena in Giordanos «Andrea Chénier» und als Elisabeth in «Tannhäuser» oder als Sieglinde in der «Walküre» der Salzburger Osterfestspiele. Anja Harteros ist eine Künstlerin, die mit der Stimme Figuren neu zu erfinden scheint.
Wie der Tenor Matthias Klink: Auch sein berückendes Aschenbach-Porträt in der Stuttgarter Produktion von Brittens «Death in Venice» verdankt sich nicht nur außerordentlicher Bühnenpräsenz, sondern einer bis in die kleinste Nuance ausgeloteten vokalen Gestik
Normalerweise müsste sie jetzt im Gerichtssaal stehen, vor dem Tribunal der Revolution, den falschen Zeugen, den geifernden Aktivisten. Doch dieser Maddalena gehört eine andere Bühne. Am Tisch sitzt sie, in einer engen Kammer, Gérard gegenüber. Ihm allein, dem sie sich aus verzweifeltem Entschluss hingeben will, rollt sie ihr Schicksal auf: der Tod der Mutter, «la mamma morta», das brennende Haus der Kindheit, das Verlassensein, die tödliche Gefahr. Und schließlich die Rettung nicht durch eine Person, sondern durch «l’amor». Denn so spricht die ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Sängerin und Sänger des Jahres, Seite 16
von Markus Thiel
Das macht ihm vermutlich keiner nach – sowohl in Shakespeares Tragödie als auch in der «Lear»-Oper von Aribert Reimann den gebrochenen König zu verkörpern. Für Franz Mazura war das kein Problem. Seit über 60 Jahren ist der schauspielbegeisterte Bassbariton auf allen Brettern dieser Welt zu Hause. Und solange Körper
und Stimme mitspielen, wird Mazura auch weiterhin...
Vor 450 Jahren kam in Cremona jener Mann auf die Welt, der – so will es die Legende – die Oper erfunden hat: Claudio Monteverdi. Sein 1607 in Mantua geschriebener «L’Orfeo» gilt als Geburtsurkunde des musikalischen Theaters im neuzeitlichen Sinn. Mit «Ulisse» (1641) und «Poppea» (1642) habe er sich als konkurrenzloser Großmeister der jungen Gattung verewigt. Doch...
Als ob sie das Stück nicht gerade ein halbes Dutzend Mal gespielt hätten. Doch trotz ständiger Wiedervorlage auf der Tournee, beim Konzert im eigenen Haus und mit einem Schlager wie Tschaikowskys Fünfter, lässt Kirill Petrenko bis eine Viertelstunde vor Beginn nicht locker. Proben, feilen, verfeinern, egal, ob in den Foyers des Münchner Nationaltheaters die...
