Die Nächte der lebenden Toten
Eigentlich muss man Andris Nelsons sehen. Wie er sich hinter Partitur und Dirigentenpult duckt, als wolle er von den Klangwellen, die er eben entfesselte, nicht weggespült werden. Und wie er dann als Springteufel wieder hochkommt. In dieser CD-Einspielung von Wagners «Fliegendem Holländer» aus Amsterdam sieht man ihn nicht, doch man spürt Nelsons Körpersprache in den Reaktionen der Musiker, ihrem begeisterten Mitgehen, in der Klangfülle und dem Detailreichtum ihres Musizierens. Sie scheinen miteinander zu atmen, als wären sie ein einziger Körper.
Nelsons ist gerade erst 36 und wurde bereits 2008 zum Chef des City of Birmingham Symphony Orchestra berufen; seit Kurzem ist er in gleicher Position beim Boston Symphony Orchestra. In Birmingham war er einer der Nachfolger von Simon Rattle, kein Zufall also, dass sein Name in Zusammenhang mit der ab 2018 vakanten Chefposition bei den Berliner Philharmonikern genannt wird. Vor fünf Jahren fand er den Weg zum Grünen Hügel – als Dirigent des «Lohengrin» – und gilt seitdem auch als Wagner-Spezialist. Was er auch in dieser Einspielung des «Holländer» beweist. Seine Klangdramaturgie vereint die große dramatische Linie elegant mit geradezu ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: CD des Monats, Seite 27
von Gerhard Persché
Catherine Foster, bevor Sie Sängerin wurden, haben Sie als Hebamme gearbeitet. Macht Sie das zu einem geerdeten Menschen?
Vielleicht. In meiner Familie kam es auf einen soliden Beruf an, und Singen gehörte sicher nicht in diese Kategorie. Ich habe 257 Babys auf die Welt gebracht. Diesen Job aufzugeben war keine leichte Entscheidung. Als ich meine Kündigung zur Post...
Gewiss muss die Tante tot sein, die man beerben will; doch vorher schon kann man sich sehr genau im Zimmer umsehen.» Als Ernst Bloch in «Erbschaft der Zeit», veröffentlicht 1935, das untergehende Bürgertum analysierte, plädierte er für eine genaue Prüfung der «Elemente» bürgerlicher Errungenschaften: Wer weiß, ob nicht Erbstücke darunter sind, die für eine künftige...
Der Weg zu «Orfeo» und in die Hölle ist mit festlichen Klängen gepflastert. Er führt vorbei an bleichen Russen, die vor hell erleuchteten Restaurants auf dem Akkordeon ihre Bach-Toccaten und auf der Treppe zum Theater im Bläserquintett virtuose Opern-Arrangements spielen. Im Foyer warten schon die Blechbläser der Camerata Bern, die Monteverdis Eingangstoccata...
