Die Kartoffeln des Kaisers
Wie nur wenige Herrscher vor oder nach ihm hat Napoléon Bonaparte Musikgeschichte geschrieben. Musikpolitik war für ihn Machtpolitik, und also versuchte er seinen Ruhm vor allem von der Opernbühne herab zu untermauern, indem er den Franzosen in Gestalt der von ihm favorisierten Komponisten Paisiello, Paër und Spontini den italienischen Geschmack oktroyierte – mit Erfolg, wie die Entstehung der Grand Opéra beweist.
Man kann den Spieß aber auch umdrehen, so wie Arnaud Marzorati und sein Vokalquartett Les Lunaisiens mit ihrer glänzenden Idee, die Laufbahn des Korsen – vom kleinen Korporal bis zum Kaiser der Franzosen und schließlich bis zu seinem einsamen Tod im Exil auf der Atlantik-Insel Sankt Helena am 5. Mai 1821 – gleichsam von unten, aus der Sicht des Volkes, nachzuzeichnen. Napoléon wurde verherrlichtet, verachtet, verspottet und schließlich zum Mythos erhoben – in anonymen Straßenliedern, politischen Chansons, aber auch in Salonromanzen sowie in der Militärmusik. All das versammelt dieses Album in einer bunten Mischung; selbst Paisiello und Cherubini sind mit Originalmärschen für die Garde des Kaisers vertreten.
Marzorati und seinen Mitstreitern gelingt es, aus dieser Melange ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 25
von Uwe Schweikert
Der Komponist und der Diktator starben just am selben Tag, dem 5. März 1953. Es erscheint als fiese Ironie des Schicksals, dass Josef Stalin mit seinem finalen Abgang von der Weltbühne Sergej Prokofjew gleichsam die Show stahl. Denn die angeordnete Staatstrauer um den Tod des Massenmörders ließ die Nachricht vom Hinscheiden des freiwillig in die Heimat...
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