Der Protagonist
Nicht Kaiser und nicht König will ich sein, aber so dastehen und dirigieren.» Das soll der neunjährige Richard Wagner gerufen haben, als er Carl Maria von Weber am Pult der Dresdner Oper erlebte. Hätte Wagner in den modern times wählen müssen, so hätte er keinen besseren Darsteller für die Rolle finden können als Riccardo Muti. Das Bild oder besser: jene Imago des Pultherrschers, die Elias Canetti in «Masse und Macht» analysierte, hat der am 28. Juli 1941 in Neapel geborene Maestro so markant geprägt wie vor ihm Arturo Toscanini, als dessen Wiedergänger er gerühmt wurde.
Schon physiognomisch entspricht Muti dem Musterbild eines Musikdarstellers und Generalissimus: mit seiner Mähne dunkler Haare, tief liegenden dunklen Augen, vollen Lippen und einem Profil, das an das Bild des Herzogs von Urbino, gemalt von Piero della Francesca, erinnert. Trat er früher auf wie ein Energiebündel, federnd und gespannt, so schreitet er heute gemessen und langsam aufs Podium. Dem Publikum gewährt er einen strengen, einschüchternden Blick. Nichts ist er weniger als Charmeur. Zu spüren ist eine innere Spannung, das Feuer einer vehementen Musikalität, zu sehen das Filigran von fein ziselierten ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Magazin, Seite 56
von Jürgen Kesting
Giacomo Puccini höchstpersönlich saß am 22. Mai 1898 neben anderen Berühmtheiten im Publikum des römischen Teatro Costanzi, als die Oper «Iris» von Pietro Mascagni, der wie er selbst aus der nördlichen Toskana stammte, uraufgeführt wurde. Sein ehemaliger Kommilitone war früh erfolgsverwöhnt: Mit «Cavalleria rusticana» hatte er 1889 den ersten Preis beim...
Das Stück? Im Grunde unspielbar. Ein Ungetüm mit 50 Personen, in seiner Urgestalt elf Stunden lang, mehr geschichtsphilosophisches Opus summum seines Schöpfers, bis zum Bersten gefüllt mit katholisch grundierter Anschauung und durchdrungen von jenem feu sacré, das auch die anderen Theatertexte Paul Claudels erleuchtet. «Le Soulier de satin», zwischen 1919 und 1923...
Frau Lyniv, ist der «Fliegende Holländer» das richtige Stück, um in Bayreuth anzufangen?
Er wurde bekanntlich nicht für Bayreuth komponiert. Andererseits hat Wagner die Partitur sehr geschätzt, sonst hätte er eine Aufführung dort nicht genehmigt. Das Werk war ihm wichtig, er hat es revidiert und ist immer wieder darauf zurückgekommen. Die Partitur hat ihn nicht...
