Der Liebestrank des Mr. Bean
Der Direktor der Wiener Staatsoper Ioan Holender sei so autark, dass es ihm egal sein könne, wer unter ihm österreichischer Kanzler ist, meinte einmal ein Kommentator. Mag sein. Oder auch nicht. Auf jeden Fall ist Holender stets streitbar, wenn es um die Belange seines Hauses geht. So hatte er im Vorjahr im Zusammenhang mit der geplanten Übertragung von «Elisir d’amore» den ORF ignorant genannt. Nicht ganz zu Unrecht, wollte man das Ganze doch zeitversetzt ins Spätabendprogramm abschieben. Zunächst reagierte das Fernsehen beleidigt und strich die Übertragung ganz.
Später freilich suchte man wohl am sich entwickelnden Popularitätskuchen des neuen «Traumpaars der Oper» mitzunaschen und brachte die Opernaufzeichnung im Hauptprogramm. Nun liegt sie auch auf DVD vor.
Im Mittelpunkt der Aufführung stand eindeutig Rolando Villazón. Die Ähnlichkeit des Mexikaners mit dem englischen Schauspieler Rowan Atkinson – in Europa vor allem durch seine Pantomimen des Mr. Bean bekannt – wurde inzwischen so oft beschrieben (eingestandenermaßen auch vom Schreiber dieser Zeilen), dass man diese erneute Erwähnung gerne der Plattitüde zeihen darf. Und doch förderte gerade die Aufführung des «Elisir» ...
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