Der große Unbekannte
Vierhundertfünfzig Musiker wurden bei der Uraufführung gebraucht, darunter hundert Streicher, dreizehn Harfen und dreihundert Bläser, zusätzlich noch Chor und Gesangssolisten. Die Rede ist nicht von Hector Berlioz’ «Te Deum» oder dessen Requiem. Die Rede ist von der Oper «Prométhée», vollendet im Jahr 1900 von jenem französischen Komponisten, der dem Monumentalen, jeder protzenden Pose, allem Lauten und Sensationellen am wenigsten zugeneigt war: Gabriel Fauré.
Ein reicher Gutsbesitzer und Weinbauer, Fernand Castelbon, hatte den musikalischen Meister der Nuance, der intimen Lyrik, der diskreten Anspielung dazu gewinnen können, für seine Sommerfestspiele in Béziers ein Stück zu schreiben, das in Besetzung und Satztechnik die urtypischen Genregesetze einer Freiluftoper erfüllte.
Jean-Michel Nectoux widmet dieser Oper in seiner großen Fauré-Monografie ein eigenes Kapitel, schildert den panoramaartigen, hollywoodähnlichen Stil der Inszenierung, die in den beiden Uraufführungsvorstellungen, Ende August 1900, sage und schreibe 17 000 Menschen anzog, und beglaubigt diese Schilderungen durch ein Schwarzweißfoto, das uns eine Szene zeigt wie aus einem frühen amerikanischen Sandalenfilm. Wenn ...
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Opernwelt Januar 2015
Rubrik: Buch des Monats, Seite 27
von Jan Brachmann
Dem 1649 am Teatro San Cassiano in Venedig uraufgeführten «Giasone» war schon zu Francesco Cavallis Lebzeiten internationaler Erfolg beschieden. Warum fiel «Elena», die zehn Jahre später über die Bühne desselben Opernhauses ging, alsbald in einen 350-jährigen Schlaf? Angesichts des Triumphes bei ihrer «zweiten Uraufführung» 2013 auf dem Festival von Aix-en-Provence...
Wieder so ein Missverhältnis auf dem CD-Markt, jenes zwischen der tatsächlichen Bedeutung des Stars und dem Widerhall auf Silberscheibe. Wer auch immer daran schuld ist, schlafende Plattenfirmen oder eine übervorsichtige Sopranistin: 14 Jahre jedenfalls ist es her, dass Dorothea Röschmann ein Solo-Album mit deutschen Arien von Händel vorgelegt hat. Und jetzt erst,...
Frau Tomowa-Sintow, Sie waren eine außergewöhnlich vielseitige Sängerin. Gab es ein geheimes Zentrum?
Ja, das gab es. Meine allergrößte Liebe war Verdi. Verdi war der gesangliche Kompass in meinem Leben. Hier habe ich mein Legato gefunden, das meine Grundlage war und ohne das es für mich auch keinen Mozart gibt. Verdi war sogar für den Verismo meine Basis. Und für...
