Der bewegte Mensch
Schluss jetzt, sagen die beiden leicht zerknitterten Herren auf dem Podium. «Es bleibt dabei, dies wird meine letzte Oper sein», meint der Ältere (82), der Jüngere (63) schließt sich an: «Das tue ich nicht mehr!» Und lächeln einander so verständnisinnig an, als könnten sie wirklich zurückblicken auf ein volles, rundes, von gemeinsamen Premieren gepflastertes Bühnenleben. Wer aber aus der kleinen Runde von Freunden, Kollegen und Presseleuten, die da zusammengetroffen sind am 12.
Mai dieses Jahres zum «meet & greet» in den Räumen der Universal Edition in Wien, möchte auch nur ein halbes Komma glauben von diesem Bekenntnisduett?
Noch jedesmal nach Abschluss einer Opernproduktion haben Pierre Boulez und Patrice Chéreau erklärt, ihre Zusammenarbeit sei hiermit definitiv beendet. Andererseits braucht man aber auch keine fünf Finger, um die gemeinsamen Arbeiten der beiden aufzuzählen. Es begann vor einunddreißig Jahren mit dem spektakulären «Ring des Nibelungen» in Bayreuth, dann holte Rolf Liebermann 1979 das Erfolgsduo nach Paris für Alban Bergs «Lulu», und zwar mit dem von Friedrich Cerha vervollständigten dritten Akt. Und jetzt, im Frühjahr 2007, war es Luc Bondy gelungen, die ...
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Im Herbst 1822 besuchte Gioacchino Rossini, der eben an der Wiener Oper einen nicht da gewesenen Triumph gefeiert hatte, den von ihm seit Langem bewunderten Beethoven. Bei diesem einzigen Treffen der beiden einflussreichsten Komponisten ihrer Zeit gab Beethoven dem italienischen Maestro den später oft ihm nachgesprochenen Rat: «Ihr seid der Autor des ‹Barbier von...
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