Das Unbehagen
Das Theater beginnt schon vor dem Theater. Noch ist kein Ton erklungen, geht es schon hoch her auf der Bühne der Leipziger Oper, wo sich, in ziemlich getreuer Abbildung, der Zuschauerraum der Leipziger Oper befindet. Ein buntes Völkchen strömt, befeuert vom Prinzipal der für diesen Abend engagierten Theatertruppe (mit Verve und Witz: der Schauspieler Friedhelm Eberle), zu den Türen hinein, tummelt und sammelt sich, drängt vor und zurück, sucht den passenden Sitz, die richtige Façon. Und eben auch das bestmögliche Theater.
Sergej Prokofjew wollte es so: Die Tragischen, die Lyrischen, die Lächerlichen, die Komischen, sie alle dürfen hier ihr Recht formulieren auf die Kunst, die ihnen vorschwebt.
Damit fängt die Deutungsvielfalt an. Natürlich kann man die 1919 in die Welt gelangte Oper als Lachsalvennummer von Gozzis Gnaden inszenieren. Man kann aber auch, mit dem Theaterrevolutionär Meyerhold, sagen: Es gibt in dieser bizarren Burleske viele Zwischentöne, Misstöne, Untertöne, kurzum: eine politische Seite, die sich hinter dem grotesken Klamauk verbirgt. Wolfgang Engel, bis vor drei Jahren Schauspielchef in Leipzig, schabt diese Fläche des Werks frei. Er tut es behutsam, mit einer ...
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Es beginnt ruhig. Bassflöte, Bassklarinette und Fagott spinnen eine leise, dunkel getönte Melodie: e – e – d – e – a. Wie ein Engramm eröffnet sie Aribert Reimanns neue Oper. Was da klingt, ist der Name der Titelheldin: Medea (wobei das M als mi=e gilt). Ein fallender Ganzton und eine aufsteigende Quart prägen die Bewegung. Später kommt eine fallende Terz dazu....
Ja, 1927 war es leicht, einen klaren politischen Standpunkt einzunehmen. Als Kurt Weill und Bertolt Brecht ihr «Mahagonny-Songspiel» schrieben, hatte die kommunistische Utopie noch nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt, und es war genau auszumachen, wo der Feind stand. Fast mochte man meinen, Franck Ollu und das Ensemble Modern wollten zur Eröffnung des 18....
Herr Kollo, mit 72 Jahren trauen Sie sich noch an ein Rollendebüt in einer zeitgenössischen Oper heran. Respekt!
Ich mag die Musik von Peter Eötvös. Ich bin sicher kein Experte für zeitgenössische Musik und würde nicht unbedingt in einer Stockhausen-Oper singen wollen. Aber die Figuren in «Love and other Demons» haben etwas Berührendes, ein Geheimnis, das sie...